Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e54
DOI: 10.1055/s-0042-1754147
Abstracts | DGP
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Belastungsfaktoren von Pflegenden in unterschiedlichen Sektoren der Palliativversorgung – eine Mixed-Methods Studie

S May
1   Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Versorgungsforschung, Rüdersdorf, Deutschland
,
F Gabb
2   Medizinische Hochschule Brandenburg, Neuruppin, Deutschland
,
J Ehrlich-Repp
3   LAGO Brandenburg e.V., Potsdam, Deutschland
,
K Stahlhut
4   Krankenhaus und Poliklinik Rüdersdorf, Rüdersdorf, Deutschland
,
M Heinze
1   Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Versorgungsforschung, Rüdersdorf, Deutschland
,
H Stanze
5   Hochschule Bremen, Bremen, Deutschland
,
F Mühlensiepen
1   Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Versorgungsforschung, Rüdersdorf, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Perspektivisch muss von einem Anstieg der Arbeitsverdichtung sowie steigenden Anforderungen an die Pflegetätigkeit insbesondere bei Palliativpflegenden ausgegangen werden. Die vorliegende Studie zielt auf die Exploration psychischer und physischer Belastungen der Pflegenden vor dem Hintergrund einer adäquaten Versorgung von schwerkranken Menschen am Lebensende ab.

Methode Mittels qualitativer Experteninterviews (n=16) wurden Pflegende aus der allgemeinen und der spezialisierten Palliativversorgung zu Belastungen im Berufsalltag befragt. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet. Die Ergebnisse wurden anschließend mittels einer Online-Fragebogenerhebung (n=101) validiert und statistisch mittel SPSS ausgewertet.

Ergebnisse Aus den Interviews konnten settingübergreifende und settingspezifische Belastungen identifiziert werden. Settingübergreifende Belastungen resultierten aus der Zusammenarbeit mit Menschen am Lebensende, aber auch mit deren Angehörigen. Als besonders belastend wurden allerdings die Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Settings benannt, wie bspw. der hohe Dokumentationsaufwand und der Personalmangel.

Über alle Pflegenden hinweg zeigte sich nach Auswertung des Maslach Burnout Inventory ein geringes Maß an eigener Leistungsfähigkeit. Die Dimensionen der beruflichen Erschöpfung und der Depersonalisation waren demgegenüber gering bis moderat ausgeprägt. Innerhalb einer globalen Selbsteinschätzung fühlten sich allerdings über die Hälfte aller Pflegenden hochgradig im Arbeitsalltag belastet, wobei Pflegende in der SAPV am meisten belastet sind, gefolgt von Pflegenden im stationären Bereich und dem Hospiz, was in Kombination mit den anderen Ergebnissen generell auf ein erhöhtes Burnoutrisiko hinweisen könnte. Aus Sicht der Pflegenden könnten folgende Maßnahmen die Palliativpflegenden entlasten: eine höhere Vergütung, die Reduktion des Dokumentationsaufwands, die Aufstockung des Personals und die Anerkennung und Wertschätzung der Palliativarbeit durch die Politik sowie der Gesellschaft.

Schlussfolgerung Das Belastungserleben von Pflegenden in der Palliativversorgung unterscheidet sich in den untersuchten Settings, wobei die Ursachen vielfältig sind und überwiegend mit problematischen Arbeitsbedingungen verbunden werden. Maßnahmen zur Reduktion sollten nicht einer One-Fits-All-Lösung unterliegen, sondern gezielt an der Art der Institution ausgerichtet sein, wobei eine gesamtgesellschaftliche Anerkennung nicht außer Acht gelassen werden darf.



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Article published online:
31 August 2022

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