Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e50
DOI: 10.1055/s-0042-1754137
Abstracts | DGP
Freie Themen

Advance Care Planning in stationären Pflegeeinrichtungen – Das Vorausplanungskonzept „Time to talk“

M Klemmt
1   Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Institut für Angewandte Sozialwissenschaften, Würzburg, Deutschland
,
T Henking
1   Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Institut für Angewandte Sozialwissenschaften, Würzburg, Deutschland
,
S Neuderth
1   Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Institut für Angewandte Sozialwissenschaften, Würzburg, Deutschland
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Hintergrund Advance Care Planning (ACP) wird in stationären Pflegeeinrichtungen größtenteils von Pflegekräften initiiert und durchgeführt, welche sich hierbei teilweise verunsichert bzw. überfordert fühlen (Jeong et al., 2011; Kastbom et al., 2019; Lovell & Yates 2014). Um das primäre Ziel von ACP, die Wahrung und Förderung der Autonomie am Lebensende, zu erreichen, müssen entsprechende Gesprächskonzepte nicht nur an die Bedürfnisse der Bewohnenden sondern auch an strukturelle Gegebenheiten von Pflegeeinrichtungen und die Voraussetzungen der Gesprächsführenden angepasst sein. Gesprächsführende Pflegekräfte müssen sowohl den individuellen als auch den berufsethischen Herausforderungen im Zusammenhang mit ACP gewachsen sein. Hilfreich kann hierbei ein Gesprächsleitfaden sein wie auch weitere Materialien um Gespräche vor- und nachzubereiten.

Methode Die Ergebnisse einer Mixed-Methods-Studie in 13 stationären Pflegeeinrichtungen in Bayern (Befragungen der Einrichtungsleitungen (n=10), Interviews mit Bewohnenden (n=24) und deren Angehörigen (n=8), Dokumentenanalysen von Patientenverfügungen (n =909)) weisen auf die Notwendigkeit hin, einen Gesprächsleitfaden zu entwerfen, der den Bedürfnissen der Akteur:innen und den Merkmalen des Settings entspricht. Ergänzend wurden geeignete Tools aus anderen Settings gesichtet.

Ergebnisse Der „Time to talk“ Gesprächsleitfaden besteht aus sechs Bereichen: 1. Gesprächseinstieg und Beziehungsaufbau; 2. Werteanamnese; 3. Behandlungspräferenzen; 4. Wer spricht für mich?; 5. Dokumentation und weiteres Vorgehen; 6. Gesprächsabschluss. Über ein Einladungsschreiben wird der Angebotscharakter für das Vorausplanungsgespräch betont und inhaltlich in das Thema eingeführt, um eine Vorbereitung bzw. eine informierte Annahme oder Ablehnung des Gesprächs zu ermöglichen. Zusammen mit der Einladung erhalten Bewohnende einen Notizblock, der zu Notizen zur Gesprächsvorbereitung, während des Gesprächs und im Nachgang anregt und eine prozesshafte Beschäftigung mit dem Thema unterstützen soll.

Schlussfolgerung Die Materialien sollen Pflegeeinrichtungsmitarbeitende, Bewohnende, Angehörige und weitere in die Vorausplanung involvierte Personen beim Initiieren, Durchführen und Dokumentieren von Vorausplanungsgesprächen unterstützen. In einem nächsten Schritt sollen Pflegeeinrichtungs-mitarbeitende in der Handhabung des Gesprächsleitfadens fortgebildet werden.



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Article published online:
31 August 2022

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