Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e48-e49
DOI: 10.1055/s-0042-1754134
Abstracts | DGP
Freie Themen

Familiäre Kommunikation am Lebensende und der Einfluss auf die erlebte Be- und Entlastung – eine Auswertung qualitativer Interviews

HAA Röwer
1   Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
S Stiel
1   Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
N Schneider
1   Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
L Gawinski
1   Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
FA Herbst
1   Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Qualitative Interviewergebnisse aus dem BMBF-geförderten Projekt Dy@EoL (Förderzeitraum 01.10.2017–31.12.2020, Förderkennzeichen 01GY1711) deuten auf Veränderungen in der Eltern-erwachsenes Kind-Kommunikation in Erkrankungssituationen am Lebensende hin (Gawinski et al. 2021). Nun soll untersucht werden, inwiefern sich Unterschiede in der Kommunikation und in den Kommunikationsbedürfnissen zwischen Dyadenpartnern in Dyaden von (1) schwerkranken erwachsenen Kindern und ihren Elternteilen sowie (2) schwerkranken Elternteilen und erwachsenen Kindern zeigen.

Methode Im Projekt Dy@EoL wurden zur Erfassung dyadischer Interaktion am Lebensende erwachsene Kinder und Elternteile beider Dyaden mittels halbstrukturierter Interviews befragt (02.2018–11.2019). In der vorliegenden Arbeit werden die Interviews vollständiger Dyaden mittels MAXQDA inhaltsanalytisch ausgewertet. Betrachtet werden Angaben zu aktueller Kommunikation, Veränderungen in der Kommunikation im Vergleich zur Zeit vor der Erkrankung und den Kommunikationsbedürfnissen sowie empfundene Be- und Entlastung durch Kommunikation.

Ergebnisse Aus den vorliegenden Daten ergeben sich 11 vollständige Dyaden mit erwachsenen Kindern mit einer unheilbar fortgeschrittenen Erkrankung und Elternteilen und 14 vollständige Dyaden unheilbar erkrankter Elternteile und ihren erwachsenen Kindern. Erkrankte als auch Angehörige unterschiedlicher Dyaden berichten, dass ihre Dyadenpartner weniger als sie selbst oder gar nicht über die Erkrankungssituation sowie das Sterben sprechen möchten. Das Abweisen von offenen Gesprächen und emotionalen Reaktionen erleben diejenigen mit starkem Kommunikationsbedürfnis als belastend. Angehörige beider Dyaden erfahren Entlastung durch Gespräche über vergangene, gemeinsame Zeiten, während die Erkrankten zudem von Entlastungserfahrungen durch Gespräche über alltägliche Themen abseits der Erkrankungssituation berichten.

Schlussfolgerung Es zeigen sich individuelle Unterschiede in den Kommunikationsbedürfnissen und Belastungserfahrungen sowie Unterschiede in den Entlastungserfahrungen zwischen Erkrankten und Angehörigen durch bestimmte Gesprächsthemen. In einem nächsten Schritt sollen die Aussagen der jeweiligen Dyadenpartner miteinander verglichen werden, um Überschneidungen und Unterschiede in den Bedürfnissen sowie daraus entstehende Reaktionen und Prozesse innerhalb eines Familiensystems zu erfassen.



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Article published online:
31 August 2022

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