Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e48
DOI: 10.1055/s-0042-1754132
Abstracts | DGP
Bürgerschaftliches Engagement & Ehrenamt

Das Selbstverständnis von Ehrenamtlichen in ambulanten Hospizdiensten während der COVID-19-Pandemie.

D Lohrmann
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
,
M Jansky
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
,
F Nauck
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
,
C Banse
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
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Hintergrund Das Erleben von Ehrenamtlichen in der ambulanten hospizlichen Begleitung findet insgesamt wenig Berücksichtigung in der Forschung. Die Covid-19-Pandemie und die damit einhergehenden Infektionsschutzmaßnahmen haben die Arbeit der ambulanten Hospizdienste zum Teil erheblich beeinträchtigt. In der vorliegenden Studie wird deshalb danach gefragt, wie Ehrenamtliche ihre Aufgabe während der Pandemie wahrnehmen und wie und ob sich ihr Handeln und ihr Selbstverständnis ihrer Tätigkeit verändern.

Methode Anfang Dezember 2020 wurden vier fokussiert-narrative Interviews geführt, die mittels der Objektiven Hermeneutik feinanalytisch hinsichtlich der Fragestellung nach dem veränderten Selbstverständnis ausgewertet wurden. Ein Interview wurde tiefergehend ausgewertet, während die weiteren drei Interviews in kürzerem Format zum ersten Interview kontrastiert wurden.

Ergebnisse In allen vier Interviews zeigt sich die Begleitungssituation durch die COVID-19-Pandemie als eine Herausforderung, und die Maßnahmen zu deren Eindämmung fordern das ehrenamtliche Selbstverständnis heraus. In den Inhalten der vier Interviews zeigen sich zunächst verschiedene Umgangsweisen mit der COVID-19-Pandemie: Im ersten Fall wird in der Pandemie die beschränkte Begleitung als moralisches Problem erlebt, weil der Ehrenamtliche seinen Vorstellungen an eine Begleitung nicht gerecht wird. In der Fall-Kontrastierung werden Umgangsweisen formuliert, die im Spannungsfeld von Vorsicht und Infektionsrisiko auf der einen Seite und Notwendigkeit der Begleitung auf der anderen Seite stehen. Allen Fällen gemeinsam ist, dass trotz unterschiedlicher auch emotionaler Verarbeitungsformen das Ideal einer ehrenamtlichen Begleitung, das in allen Krisen Beistand leistet, stark gemacht wird.

Schlussfolgerung Ehrenamtliche ambulante Hospizbegleitung sollte in der Forschung mehr berücksichtigt werden. Aus dem Umgang mit der Pandemie zeigt sich der Bedarf, dass Strategien erarbeitet werden müssen, die den Situationen, in denen Selbstverständnis und beschränkte Umsetzungsmöglichkeiten in starkem Kontrast stehen, gerechter werden.



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Article published online:
31 August 2022

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