Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e40
DOI: 10.1055/s-0042-1754110
Abstracts | DGP
Weiterentwicklung durch Ausbildung, Studium und Weiterbildung – Pfl ege, Therapieberufe, Facharzt

Palliativmedizinische Lehre während der Covid-19-Pandemie: Interviewstudie zu Erfahrungen und Potential der digitalen Lehre aus Sicht von Studierenden, Tutor*innen und Lehrenden

M-K Rauschning
Universitätsklinikum Jena, Palliativmedizin, Jena, Deutschland
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C Gebel
Universitätsklinikum Jena, Palliativmedizin, Jena, Deutschland
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U Wedding
Universitätsklinikum Jena, Palliativmedizin, Jena, Deutschland
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Hintergrund Durch die Covid-19- Pandemie und dem damit einhergehenden Wegfall des Präsenzunterrichts im Jahr 2020, wurden neue innovative Lösungen in der universitären Lehre notwendig. Die Abteilung Palliativmedizin des Universitätsklinikums Jena hat die vormals auf Station stattfindende Lehrvisite digital umgestaltet. Ziel dieser Studie ist es abzubilden, inwieweit das gewählte Onlineformat zum Erwerb palliativmedizinischer Kompetenzen beiträgt, wie digitale Lehre effektiv gestaltet werden kann und ob diese eine Option für die Zukunft darstellt?

Methode Nach der Onlineveranstaltung erhielten die Teilnehmenden einen Evaluationsfragebogen. Die erhobenen quantitativen Daten (n= 140) wurden deskriptiv mit SPSS 24 ausgewertet. Die Ergebnisse dienten als Grundlage für die Entwicklung von Interviewleitfäden. Es wurden insgesamt 16 Interviews mit Studierenden, Tutoren und Lehrenden telefonisch oder über Videochat geführt, nach Drehsing und Pehl (2015) transkribiert und mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz mit Maxqda 2022 analysiert.

Ergebnisse In der digitalen Lehrvisite erwerben Studierende Kompetenzen zur Symptomkontrolle und erhalten einen Einblick in Gesprächssituationen und multiprofessionelles Handeln während einer palliativmedizinischen Visite.

Zur digitalen Lehre generell berichten Studierende, dass sie durch qualitativ hochwertige Vorlesungsvideos keine Wissenseinbußen befürchten und in diesen sogar einige Vorteile im Gegensatz zu Vorlesungen im Hörsaal sehen. Digitale Seminare seien Seminaren vor Ort gleichwertig, wenn diese interaktiv gestaltet sind und unter Kamerapflicht abgehalten werden. Präsenzunterricht ist für alle Fertigkeiten essentiell, welche sicher praktisch am Patienten beherrscht werden müssen.

Schlussfolgerung Die digitale Lehrvisite eignet sich gut, um einen ersten Eindruck von palliativmedizinischen Kompetenzen zu vermitteln. Aus diesem Grund stellt diese auch zukünftig eine Option für Studierende dar, welche nicht an einer Visite auf der Station teilnehmen können oder auch für Universitäten ohne eigene Palliativstation.

Die digitale Lehrvisite hat weiterhin gezeigt, dass auch bei Visiten in Präsenz ein zeitlich geschützter Raum für Lehre bestehen sollte, damit Studierende einen maximalen Lerngewinn erreichen können.



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Article published online:
31 August 2022

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