Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e36-e37
DOI: 10.1055/s-0042-1754101
Abstracts | DGP
Stationäre Versorgung

Eine retrospektive Analyse von Patienten mit hämatologischen Neoplasien im Vergleich zu Patienten mit soliden Tumoren im Palliativmedizinischen Dienst der Uniklinik Köln zwischen 2015 und 2019

AM Love
1   Zentrum für Palliativmedizin, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
,
DA Eichenauer
2   Klinik I für Innere Medizin, Zentrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
,
ST Simon
3   Zentrum für Palliativmedizin, Zentrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln, Köln, Deutschland, Köln, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Die palliativmedizinische Versorgung von Patienten mit hämatologischen Neoplasien ist im deutschsprachigen Raum noch wenig erforscht. Dies gilt auch für die Integration von palliativmedizinischen Diensten in die stationäre Behandlung dieser Patientengruppe.

Methode Es wurde eine retrospektive Datenerhebung an Patienten mit hämatologischen Neoplasien und soliden Tumoren durchgeführt, die zwischen 2015 und 2019 an der Uniklinik Köln behandelt wurden. Es erfolgte eine deskriptive Datenanalyse mittels SPSS (Version 27).

Ergebnisse Insgesamt wurden im untersuchten Zeitraum 2887 Patienten mit onkologischen Erkrankungen durch den palliativmedizinischen Dienst (PMD) gesehen. Von diesen Patienten hatten 412 (14,3%) eine hämatologische Neoplasie (Häm) und 2475 (85,7%) einen soliden Tumor (Solid). Die Geschlechterverteilung war in beiden Gruppen ähnlich mit 54,9%/53,2% Männern und 45,1%/46,8% Frauen im Vergleich von Häm/Solid.

Die Zeit zwischen dem ersten Kontakt mit dem PMD und dem Tod war in der Häm-Gruppe im Median mit 11 Tagen (IQR: 4-34,3 Tage) gegenüber der Solid-Gruppe mit 17 Tagen (IQR: 6-49 Tage) kürzer.

Bei 52,9% der Häm-Patienten kam es nach dem Zeitpunkt des PMD-Erstkontaktes zu Aufenthalten auf Überwachungsstationen. Die mediane Aufenthalts-Dauer lag bei 1,5 Tagen (IQR: 0-6,3 Tage). Im Vergleich dazu verbrachten nach dem ersten PMD-Kontakt nur 34,3% der Solid-Patienten Zeit auf einer Überwachungsstation. Diese betrug im Median 0,5 Tage (IQR: 0-3,5 Tage).

Im Vergleich der beiden Gruppen bzgl. der Symptombelastung (0-16 Symptome) zeigten sich bei 12 dieser Symptome Unterschiede von weniger als 5% in Bezug auf das Vorhandensein dieser. Unterschiede > 5% mit häufigerer Nennung in der Häm-Gruppe lagen für Luftnot (60,8% Häm vs. 54,8% Solid), Depressivität (59,5% Häm vs. 48,5% Solid) und Desorientiertheit (40,5% Häm vs. 30,4% Solid) vor. Lediglich Übelkeit kam in der Solid-Gruppe öfter vor (39,6% vs. 29,3%).

Schlussfolgerung Bei wenigstens gleicher Symptomlast werden Häm-Patienten dem PMD später als Solid-Patienten vorgestellt. Dies wirft die Frage auf, inwieweit eine frühere Integration des PMD sinnvoll ist. Bis jetzt liegen für Häm-Patienten keine etablierten Parameter vor, die zur Integration des PMD bzw. der spezialisierten Palliativmedizin führen. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die palliativmedizinische Versorgung von Häm-Patienten zu optimieren.



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Article published online:
31 August 2022

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