Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e34
DOI: 10.1055/s-0042-1754095
Abstracts | DGP
Ambulante Versorgung

Psychosoziale Herausforderungen in der ambulanten Versorgung von PatientInnen mit ALS: Ein logopädischer Blickwinkel.

E-M Regelmann
1   Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, Therapieforschung Ergo-, Logo- und Physiotherapie, Bremen, Deutschland
,
U Marotzki
2   Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, Therapieforschung Ergo-, Logo- und Physiotherapie, Hildesheim, Deutschland
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Hintergrund Logopädische Interventionen gewinnen im Rahmen der Palliative Care-Versorgung zunehmend an Bedeutung. So sind LogopädInnen zuständig für die kommunikations- und schluckbezogenen Belange der PatientInnen, die sowohl während des Fortschreitens einer Erkrankung als auch am Lebensende einen Einfluss auf die subjektiv empfundene Lebensqualität und Partizipation haben. Die Versorgung von PatientInnen mit ALS ist aus logopädischer Sicht mit vielfältigen Aufgaben verbunden. So muss neben dem Angebot von therapeutischen Maßnahmen zum Erhalt der Kommunikations- und Schluckfunktionen die Berücksichtigung der Krankheitsauswirkungen auf die emotionale und soziale Lebenswelt der PatientInnen erfolgen (Smith und Wasner, 2018). Die damit einhergehenden psychosozialen Herausforderungen für LogopädInnen sind bisher nicht ausreichend erforscht.

Methode Die empirischen Daten wurden mittels episodischen Leitfadeninterviews erhoben. Interviewt wurden LogopädInnen, die Erfahrungen in der ambulanten Versorgung von PatientInnen mit ALS vorweisen konnten. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und transkribiert. Für die Datenauswertung wurde zunächst die Qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2016) durchgeführt, woraufhin diese Ergebnisse nach Denzin und Lincoln (1998) phänomenologisch analysiert wurden.

Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass die ambulante, logopädische Versorgung von PatientInnen mit ALS mit komplexen Aufgaben und Tätigkeiten verbunden ist, welche die Berufsgrenzen überschreiten. Als transprofessionelle Handlungsfelder konnten die Psychologische Unterstützung und die Psychosoziale Begleitung ermittelt werden. Ebenso sind Kompetenzen im Bereich der Medizinischen Aufklärung, Beratung und Einschätzung erforderlich.

Als zentrale psychosoziale Herausforderung wurde die Kommunikation mit den PatientInnen und Angehörigen benannt. Als eine zentrale Problemlösestrategie wurde u.a. die kollegiale Supervision mit und die Hospitation bei KollegInnen benannt, die eine langjährige Erfahrung in der logopädischen Versorgung von PatientInnen mit ALS haben.

Schlussfolgerung Die logopädische Versorgung von PatientInnen mit ALS erfordert transprofessionelle Handlungskompetenzen. Für die Qualitätssicherung der logopädischen Versorgung in palliativen Therapiesettings sollten die Grundprinzipien der Palliative Care-Versorgung in die Ausbildungsstrukturen implementiert werden.



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Article published online:
31 August 2022

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