Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e33
DOI: 10.1055/s-0042-1754092
Abstracts | DGP
Ambulante Versorgung

„Mein Alltag hat sich wieder normalisiert.“ Erfahrungen von Patient*innen und Angehörigen mit einer Palliativmedizinischen Tagesklinik in Deutschland

A Müller
1   Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland
,
A Paul
2   Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, Aschaffenburg, Deutschland
,
J Best
2   Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, Aschaffenburg, Deutschland
,
S Kunkel
1   Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland
2   Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, Aschaffenburg, Deutschland
3   Hausärzte im Gesundheitszentrum Goldbach, Goldbach, Deutschland
,
R Voltz
1   Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland
4   Zentrum für Versorgungsforschung Köln (ZVFK), Köln, Deutschland
5   Centrum für Integrierte Onkologie ABCD (CIO), Köln, Deutschland
6   Zentrum für Klinische Studien Köln (ZKS), Köln, Deutschland
,
J Strupp
1   Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Palliativmedizinische Tageskliniken (PTK) ergänzen eine stationäre und ambulante Versorgung und erreichen eine verbesserte Symptomkontrolle und Lebensqualität. Sie gehören in Deutschland aber nicht zur Regelversorgung. Ziel der Evaluation einer der ersten PTKs in Deutschland war es, Erfahrungen, Zufriedenheit, Herausforderungen und Wünsche von Patient*innen und Angehörigen, sowie mögliche Alternativen zur Versorgung in der PTK zu erfassen.

Methode Zwischen 11/2020 und 3/2021 wurden telefonische qualitative Leitfadeninterviews mit Patient*innen der PTK und Angehörigen geführt und inhaltsanalytisch nach Kuckartz mit MAXQDA ausgewertet. Vorgesetzt wurde eine soziodemographische Abfrage.

Ergebnisse 31 Patient*innen (Mittelwert Alter 66,5 Jahre) und 38 Angehörige (Mittelwert Alter 60 Jahre) wurden befragt. 83,9% der Patient*innen hatten eine Krebserkrankung und 52,6% lebten während der Behandlung mit mindestens einer weiteren Person im Haushalt, 23,7% lebten alleine. Die Ergebnisse zeigen, dass Befragte an der PTK den direkten Zugang zu Behandlungen und Behandelnden schätzen. Sie wurden als zuverlässig und vertrauenswürdig eingeschätzt. Das Gefühl von Sicherheit, Verfügbarkeit von Therapien und Zeit, die Behandelnde sich nehmen, wurden positiv berichtet. Als Alternative sahen einige weitere stationäre Aufenthalte, die Notaufnahme oder die Versorgung durch niedergelassene Haus-/Fachärzt*innen. Doch es besteht Sorge, dort nicht bedarfsgerecht behandelt und informiert zu werden. Insgesamt schätzen Patient*innen und Angehörige die Behandlung meist alternativlos und hatten Sorge, ohne PTK keine adäquate palliative Versorgung zu erhalten.

Schlussfolgerung Die untersuchte PTK ist ein Modellprojekt. Analog zeigen internationale Studien, dass die Zufriedenheit mit der Behandlung hoch ist. Für einen umfassenden Einblick wurde auch die Sichtweise von Angehörigen einbezogen. Die meisten Befragten können sich eine Alternativversorgung nicht vorstellen oder haben zuvor unzureichende Erfahrung mit solcher gemacht. Vergleiche von Alternativen durch die Befragten lassen vermuten, dass die PTK eine eigene Zielgruppe in der palliativen Versorgungslandschaft – insbesondere der palliativen Frühintegration – anspricht.

Aus Sicht von Betroffenen schafft die PTK eine angemessene ambulante Palliativversorgung und vermittelt Sicherheit im Umgang mit der eignen Erkrankung. Krankenhausaufenthalte wurden hinausgezögert.



Publication History

Article published online:
31 August 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany