Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e31
DOI: 10.1055/s-0042-1754086
Abstracts | DGP
Ambulante Versorgung

„Ambulant ist das schon ein ganz schöner Blindflug“ – Der Einfluss ambulanter Versorgungsstrukturen auf Sedierung am Lebensende in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung

S Meesters
1   LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
2   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland
,
J Bazata
1   LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
,
V Handtke
1   LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
,
J Gehrmann
1   LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
3   Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
,
S Kurkowski
4   Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland
,
C Klein
4   Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland
,
C Bausewein
1   LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
,
E Schildmann
1   LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
5   Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Charité, Universitätsmedizin Berlin, Onkologische Palliativmedizin, Berlin, Deutschland
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Hintergrund Bisherige Studien deuten darauf hin, dass bezüglich Sedierung am Lebensende für das ambulante Setting spezifische Herausforderungen existieren, die zu Abweichungen von Leitlinien oder zu Ablehnung von Sedierung im ambulanten Setting führen. Dementsprechend untersucht die vorliegende Studie spezifische Faktoren des ambulanten Settings, die die Praxis von Sedierung am Lebensende in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) beeinflussen.

Methode Durchführung von 59 semi-strukturierten qualitativen Interviews und zwei Fokusgruppen mit Ärzt:innen, Pflegenden und weiteren Mitgliedern des multiprofessionellen Teams. Die Rekrutierung erfolgte im Rahmen des Gesamtprojektes SedPall in sieben SAPV-Teams und zehn Palliativstationen über Kontaktpersonen. Die Transkripte wurden mit MAXQDA 2018.2 mittels der Framework Analyse thematisch ausgewertet.

Ergebnisse Die von den Teilnehmenden berichteten, für das ambulante Setting spezifischen Faktoren können in drei zusammenhängende Themenfelder gegliedert werden: (1) Fehlende Möglichkeit der ‚Rund-um-die-Uhr‘-Versorgung vor Ort, (2) aktiver Einbezug der Familie, (3) Herausforderungen in Bezug auf Teamarbeit und Multidisziplinarität. Die Teilnehmenden zogen unterschiedliche Schlüsse aus den berichteten Faktoren: Während einige angaben, alle Formen von Sedierung im ambulanten Setting durchzuführen, begrenzten andere einzelne oder alle Formen von Sedierung auf das stationäre Setting. Die Mehrheit der Teilnehmenden stellte die Anwendbarkeit existierender Leitlinien für das ambulante Setting in Frage.

Schlussfolgerung Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Praxis von Sedierung am Lebensende mehr von der Einstellung der Versorgenden oder den Vorgaben der Einrichtungen als von den konkreten Bedürfnissen der Patient:innen abhängig sein könnte. Um sedierende Behandlung unabhängig vom Versorgungskontext möglich zu machen, sind bestehende Leitlinien zu überprüfen und auf das ambulante Setting angepasste Unterstützungsmaßnahmen zu etablieren.

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): 01GY1702B (SedPall)



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Article published online:
31 August 2022

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