Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e17-e18
DOI: 10.1055/s-0042-1754052
Abstracts | DGP
Outcome-Parameter

Standardisierte Dokumentation in der spezialisierten Palliativversorgung – Utopie, Illusion oder chancenreiche Notwendigkeit?

J. Wikert
1   Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum, München, Deutschland
,
I. Burner-Fritsch
1   Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum, München, Deutschland
,
C. Bausewein
1   Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum, München, Deutschland
,
F. Hodiamont
1   Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum, München, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund Eine systematische, standardisierte Dokumentation in der spezialisierten Palliativversorgung (SPV) wird derzeit in Deutschland nur bedingt realisiert. Der limitierte Einsatz validierter Assessments zur Symptomerfassung und Erhebung von Palliativbedürfnissen sowie das Fehlen bundesweiter Standards schränken nicht nur die kontinuierliche Informationsweitergabe ein, sondern begrenzen auch das übergeordnete Qualitätsmanagement und die Interoperabilität von SPV-Einrichtungen. Basierend auf Erfahrungen der nationalen Forschungsprojekte COMPANION und Palli-MONITOR stellen wir den Status quo der Assessmentnutzung dar und diskutieren, warum Interoperabilität für die Zukunftsfähigkeit von SPV Teams entscheidend ist.

Methode Explorative Auswertung der Dokumentationsstandards in deutschen SPV-Teams (13 Palliativstationen, 12 Palliativdienste, 13 SAPV-Teams), die bis dato in den beiden Projekten kontaktiert wurden.

Ergebnisse Bundeseinheitliche Mindeststandards für die SPV-Dokumentation existieren in Deutschland aktuell nicht. In den meisten Teams wird nach hauseigenen Standards dokumentiert. Während zwar auch validierte Assessments zum Einsatz kommen, sind gleichwohl umfangreiche Freitext-Dokumentationen verbreitete Praxis. 26/37 Teams aus 9 Bundesländern verwenden routinemäßig mindestens zwei validierte Assessments, 3 Teams setzen derzeit noch keinerlei standardisierte Dokumentation ein. Die praktische Anwendung der Assessments hinsichtlich Frequenz, konkreter Umsetzung und Zuverlässigkeit der dokumentierten Daten variiert stark. Die größten Überschneidungen der verwendeten Assessments liegen bei den Palliativstationen und -diensten in der Integrated Palliative Care Outcome sowie dem Bathel Index (je 7/13 bzw. 6/12 Teams) und in der SAPV im (Australia-modified) Karnofsky Performance Status (11/12 Teams).

Schlussfolgerung Der Einsatz standardisierter Assessments bietet zahlreiche Chancen für den Versorgungsalltag, wie einheitliche Messweisen und Referenzwerte sowie eine gemeinsame Sprache. Auch für kontinuierliche Verbesserungsprozesse im Sinne eines Benchmarks sind national einheitliche Dokumentationsstandards in der SPV die Grundvoraussetzung und könnten zukünftig abrechnungsrelevant werden. Insgesamt kann und sollte ein höheres Level der standardisierten Symptomerfassung und -dokumentation in spezialisierten palliativmedizinischen Versorgungsstrukturen erreicht werden. Zu diskutieren bleibt, mit welchen Maßnahmen (z.B. Schulungen) dies bestmöglich umsetzbar ist [1] [2] [3].



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
31. August 2022

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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • References:

  • 1 Murtagh FEM, Ramsenthaler C, Firth A, Groeneveld EI, Lovell N, Simon ST. et al. 2019; A brief, patient- and proxy-reported outcome measure in advanced illness: Validity, reliability and responsiveness of the Integrated Palliative care Outcome Scale (IPOS). Palliative Medicine 33 (08) 1045-57
  • 2 Heuschmann PU, Kolominsky-Rabas PL, Nolte CH, Hunermund G, Ruf HU, Laumeier I. et al. 2005; The reliability of the german version of the barthel-index and the development of a postal and telephone version for the application on stroke patients. Fortschr Neurol Psychiatr. 73 (02) 74-82
  • 3 Abernethy AP, Shelby-James T, Fazekas BS, Woods D, Currow DC. 2005; The Australia-modified Karnofsky Performance Status (AKPS) scale: a revised scale for contemporary palliative care clinical practice. BMC Palliative Care 4 (07) 1-12