Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e16-e17
DOI: 10.1055/s-0042-1754050
Abstracts | DGP
Outcome-Parameter

Einführung eines (unterstützten) Selbst-Assessment mit Integrated Palliative Outcome Scale (IPOS) auf Palliativstationen? Pro und Contra

EA Müller
1   Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland
,
B Couné
1   Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland
,
H Jäger
1   Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland
,
L Elster
1   Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland
,
D Gencer
2   Universitätsklinik Mannheim, Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin, Mannheim, Deutschland
,
J Keßler
3   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Anästhesiologie, Heidelberg, Deutschland
,
R Mayer-Steinacker
4   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin III, Ulm, Deutschland
,
S Schönsteiner
4   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin III, Ulm, Deutschland
,
B Alt-Epping
5   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Palliativmedizin, Heidelberg, Deutschland
,
M Keser
2   Universitätsklinik Mannheim, Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin, Mannheim, Deutschland
,
S Marquardt
3   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Anästhesiologie, Heidelberg, Deutschland
,
J Rauser
4   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin III, Ulm, Deutschland
,
G Becker
1   Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Der Nutzen von Patient-Reported Outcome Measures ist vielfach gezeigt, aber für Palliativstationen mit ihren besonderen Rahmenbedingungen (hohe Beeinträchtigung der Patient*innen, besserer Personalschlüssel) kaum untersucht. Ziel des Beitrages ist es, Daten zu Aufwand und Nutzen des Selbstassessments mittels Integrated Palliative Outcome Scale (IPOS) zur Diskussion zu stellen.

Methode In vier Palliativstationen an Universitätskliniken wurde der IPOS als (ggf. durch Fachpersonal unterstütztes) Selbstassessment implementiert und evaluiert. Es wurden Daten erfasst u.a. zur Umsetzbarkeit im Alltag (z.B. Anteil Patient*innen, der Selbstassessment bearbeiten kann) und Nutzen (z.B. Markierung „unerwarteter Angaben“ in Patientenfragebögen durch Ärzt*innen). Eine umfassende Evaluation der IPOS-Nutzung durch die Behandler*innen erfolgte mittels anonymer Fragebögen und Interviews (qualitative Inhaltsanalyse).

Ergebnisse Bei 34 % der Patient*innen (259 von 757) wurde vom Fachpersonal im Screening für die Projektteilnahme eingeschätzt, dass sie einen Fragebogen beantworten können; dabei unterscheiden sich die vier Stationen deutlich mit 23 – 58 % (Min-Max). Insgesamt haben 152 (der 259) Patient*innen der Projektteilnahme zugestimmt und den IPOS beantwortet, davon 41 (27 %) ohne Unterstützung.

Auf 95 von 137 (69 %) überprüften IPOS-Bögen haben die Ärzt*innen „unerwartete Angaben“ markiert (n=15 keine Prüfung). In den Interviews (n=28) beschreiben die Behandler*innen vielfältigen Nutzen (z.B. strukturierte ganzheitliche Belastungserfassung, Mitteilungsmöglichkeit für Patient*innen, gezieltere Arzt-Patienten-Kommunikation), aber auch Barrieren (z.B. Vorbehalte Patient*innen, Aufwand).

In der schriftlichen Evaluation haben sich 34 von 42 Behandler*innen (81%) für eine Weiterführung der IPOS-Nutzung ausgesprochen. Eine Weiterführung über die Projektphase hinaus ist in keiner Station erfolgt.

Schlussfolgerung Dem PRO eines durch die Behandelnden beschriebenen Nutzens steht auf der CONTRA-Seite ein hoher Aufwand für einen vergleichsweise geringen Anteil der Patient*innen, die den IPOS allein oder mit Unterstützung bearbeiten (können) entgegen. Nutzen und Aufwand sind dabei auch abhängig vom Case Mix und der Anbindung der Stationen an andere Bereiche (z.B. Onkologie). Um Nutzen zu erreichen, müssen eine Vielzahl von Prozessen implementiert und umgesetzt werden – gelingt dies nicht dauerhaft, ist fraglich, ob der Nutzen den Aufwand rechtfertigt.



Publication History

Article published online:
31 August 2022

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