Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e11
DOI: 10.1055/s-0042-1754036
Abstracts | DGP
Schnittstellenmanagement

„Lass uns kurz und offen reden“ Schnittstellenkommunikation zwischen Praxis und Klinik bei Patient:innen mit metastasiertem Lungenkrebs aus der Perspektive von Hausärzt: innen

A Siegle
1   Thoraxklinik am Universitätsklinikum, Heidelberg, Deutschland
,
A Korezelidou
1   Thoraxklinik am Universitätsklinikum, Heidelberg, Deutschland
,
N Deis
1   Thoraxklinik am Universitätsklinikum, Heidelberg, Deutschland
,
L Unsöld
1   Thoraxklinik am Universitätsklinikum, Heidelberg, Deutschland
,
M Thomas
1   Thoraxklinik am Universitätsklinikum, Heidelberg, Deutschland
,
M Villalobos
1   Thoraxklinik am Universitätsklinikum, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Über den Erkrankungsverlauf erleben Patient:innen mit metastasiertem Lungenkarzinom oft stationäre und ambulante Phasen im Wechsel. Hierdurch ergeben sich Uneindeutigkeiten welche ärztlichen Ansprechpartner:innen verantwortlich für die Initiierung und Durchführung von erkrankungsrelevanten Gesprächen über Prognose, Krankheitsverlauf, Vorausschauende Versorgung und Versorgung am Lebensende sind. Geprägt sind diese Gespräche durch bestehende Systembrüche in der Koordination, Dokumentation, Feedback und Zusammenarbeit zwischen Klinik und ambulanter Versorgung. Ziel der Studie ist die Exploration der Schnittstellenkommunikation zwischen stationärer und ambulanter Behandlung von Patient:innen mit metastasiertem Lungenkrebs.

Methode Qualitative semi-strukturierte Telefoninterviews mit 10 Hausärzt:innen wurden durchgeführt. Die Gespräche wurden als Audioaufnahme gespeichert, transkribiert und nach der thematischen Analyse (Braun und Clarke) mit folgenden Schritten ausgewertet: Einlesen, offenes Codieren, Themensuche, Themenvergleich, Definition der Themen, Beschreibung der Ergebnisse.

Ergebnisse Während für die meisten Hausärzt:innen das Prognosegespräch eine Aufgabe der Klinik darstellt, sehen sie Gespräche über Krankheitsverlauf, Vorausschauende Versorgung und Versorgung am Lebensende sowohl in ihrem als auch im Aufgabenbereich der Klinikärzt:innen. Hierbei wird besonders das wiederholte Gesprächsangebot als relevant angesehen, da die Aufnahmekapazität und -bereitschaft der Patient:innen häufig eingeschränkt sei. Aus hausärztlicher Perspektive wird auf einen Hinweis zum Ende der tumorspezifischen Therapie bei zentrumsbasierter Betreuung in der Klinik gewartet, um weiterführende (spezialisierte-) Palliativversorgung zu initiieren. In diesen wie auch komplexeren Erkrankungssituationen der Patient:innen – wie geringe prognostic awareness oder abnehmendem Nutzen-Risiko-Verhältnis der Therapie – wäre ein kurzer, telefonischer Austausch mit verlässlicher Erreichbarkeit wünschenswert.

Schlussfolgerung Klar geregelte Strukturen für den direkten Informationsaustausch zwischen Praxis und Klinik sind notwendig, um eine abgestimmte Kommunikation und Versorgung für Patient:innen beim Übergang zu Best Supportive Care zu koordinieren. Diese kann z.B. über eine erweiterte Rubrik im Arztbrief für spezielle Gesprächsthemen und/oder bei weiteren Fragen und komplexeren Patientensituationen über direkte telefonische Ansprechpartner:innen in der Klinik hergestellt werden.



Publication History

Article published online:
31 August 2022

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