Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e9
DOI: 10.1055/s-0042-1754031
Abstracts | DGP
Strukturentwicklung und Netzwerkarbeit

Palliativversorgung in Zeiten der COVID-19-Pandemie: Wandelt sich die öffentliche Wahrnehmung?

J Peters
1   Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizin, Erlangen, Deutschland
,
U Rabenstein
2   BASF SE, Mannheim, Deutschland
,
M Heckel
3   Palliativmedizinische Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen – EMN, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Erlangen, Deutschland
,
E Breindl
4   Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Erlangen, Deutschland
,
C Ostgathe
3   Palliativmedizinische Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen – EMN, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Erlangen, Deutschland
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Hintergrund Seit Beginn der COVID-19-Pandemie wird auch die (mögliche) Rolle der Palliativversorgung zumindest in Fachkreisen intensiv diskutiert. Dies hat möglicherweise auch Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung des Feldes. Solche Veränderungen könnten u.a. die Ausrichtung und das Tätigkeitsspektrum der Disziplin selbst, die Bedeutung der Palliativversorgung im Vergleich zu anderen medizinischen Aufgaben und Zielsetzungen im Kontext der Pandemie sowie die Gründe für die Entwicklung von Fehlvorstellungen in Bezug auf das Thema betreffen.

Methode Aus Daten des CommonCrawl-Korpus wurde ein Korpus deutschsprachiger Webtexte (D/A/CH, Februar 2020 – Februar 2022) mit den Strings *palliat* und *sterbebegleit* erstellt. Anschließend wurde eine empirische Analyse der Semantik von Wort- und Satzumgebungen durchgeführt. Kollokationsberechnungen, semantische Netzwerke und Wortfeldanalysen ermöglichten Rückschlüsse auf Veränderungen in der Darstellung und Wahrnehmung der Palliativmedizin während der Pandemie. Zudem wurden anhand der Webtexte mögliche Veränderungen in der emotionalen Konzeptualisierung der Palliativmedizin und ihrer Kerninhalte herausgearbeitet (z.B. Sterben, Lebensende, Trauer, Umgang mit Tod und Sterben). Die Berechnung der Kollokationen erfolgte mit dem Effektstärkemaß log ratio confidence interval (LRC), das in der Analysesoftware CQPweb (v 3.1.7; Evert, Dykes & Peters 2018) implementiert ist.

Ergebnisse Auf Basis eines Korpus von 3,3 x 1012 Webseiten wurden 18.887 deutschsprachige Online-Artikel mit Bezug zu Palliativversorgung gefunden und ausgewertet. Verschiebungen zeigten sich im Hinblick auf die Wahrnehmung des Tätigkeitsspektrums palliativer Versorgungsangebote, die allgemeine Bedeutsamkeit von Palliativversorgung in der Öffentlichkeit und bestehende Fehlvorstellungen bei Online-Kommentierenden.

Schlussfolgerung Die Analyse von Onlinediskursen über palliative Versorgungsangebote auf großer Datenbasis ermöglicht nicht nur Rückschlüsse auf die öffentliche Wahrnehmung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sondern zeigt auch Handlungsbedarfe in Bezug auf die (Selbst-)darstellung der Palliativversorgung angesichts der Pandemie auf.



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Article published online:
31 August 2022

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