Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e8
DOI: 10.1055/s-0042-1754028
Abstracts | DGP
Strukturentwicklung und Netzwerkarbeit

Modell „Palliativbeauftragte“ in Krankenhäusern – Ergebnisse des Pilotprojekts der Johannesstift Diakonie

K Barnard
1   Johannesstift Diakonie, Stabsstelle Palliativ- und Supportivmedizin, Berlin, Deutschland
,
S Kranz
1   Johannesstift Diakonie, Stabsstelle Palliativ- und Supportivmedizin, Berlin, Deutschland
,
A Repsch
1   Johannesstift Diakonie, Stabsstelle Palliativ- und Supportivmedizin, Berlin, Deutschland
,
S Liebau
1   Johannesstift Diakonie, Stabsstelle Palliativ- und Supportivmedizin, Berlin, Deutschland
,
B Trusch
2   vormals Johannisstift Diakonie gAG, Stabsstelle Palliativ- und Supportivmedizin, Berlin, Deutschland
,
E Feldhaus-Plumin
3   Evangelische Hochschule Berlin, Professur für Gesundheits- und Sozialwissenschaften, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Von 2016 bis 2021 wurden in einem Pilotprojekt in vier der neun Krankenhäuser der Johannesstift Diakonie (JSD) Palliativbeauftragte (PB) eingeführt. Ihre Rolle bei dem Auf- und Ausbau sowie der Verstetigung der Palliativversorgung (PV) wurde in einer Begleitstudie untersucht. Besonders berücksichtigt wurde der Einfluss der PB auf die Strukturentwicklung, Netzwerkarbeit, geriatrische PV und die vorausschauende Versorgungsplanung.

Methode Im Rahmen der Begleitstudie im Mixed-Method-Design wurde zu Beginn und am Ende des Projektes die Wirkung der PB auf die PV untersucht.

Qualitativ wurden leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit PB, Mitarbeitenden und Netzwerkpartner*innen geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Quantitativ wurden Ergebnisse sowohl aus Fragebogenerhebungen unter Mitarbeitenden als auch datenschutzgesicherte Patient*innendaten der JSD Krankenhäuser, die PV anwenden, mittels deskriptiver und inferenzstatistischer Verfahren ausgewertet.

Ergebnisse Die qualitativen Daten zeigten unterschiedliche Einschätzungen zur Entwicklung der PV im Projektverlauf. Verbesserungen wurden u. a. beim Wissen, bei der Kommunikation mit Patient*innen, der interprofessionellen und sektorenübergreifenden Zusammenarbeit sowie bei der Identifikation und bedarfsgerechten Versorgung von Palliativpatient*innen dargestellt. Negativ wurden z. B. eine fehlende Kontinuität in der Besetzung der PB und eine fehlende Unterstützung der Leitungsebene genannt. Seitens der Mitarbeitenden wurden den PB vor allem die Aufgaben Strukturaufbau und -entwicklung, Netzwerkarbeit sowie Wissensvermittlung zugeschrieben.

Die quantitativen Daten bekräftigten die qualitativen Ergebnisse in Teilen. Fortbildungen stellten einen Schlüsseleinfluss auf die Entwicklung der PV dar. Palliativmedizinische Komplexbehandlungen wurden krankenhausabhängig zunehmend und auch bei Nicht-Tumorpatient*innen angewandt.

Als wesentliche Limitation für das Projekt und die Studie muss die Covid-19-Pandemie und die damit bedingten Organisationsveränderungen, auch in der PV, genannt werden.

Schlussfolgerung Die PV konnte in den Krankenhäusern des Pilotprojektes in unterschiedlicher Ausprägung ausgebaut werden. Trotz des nicht exakt quantifizierbaren Einflusses der PB kommen die Forscher*innen zum Schluss, dass PB einen wesentlichen Faktor bei der Entwicklung, Etablierung und Anwendung der PV darstellen. PB sollten mit einem definierten Aufgabenportfolio in Krankenhäusern etabliert werden, um quantitativ und qualitativ die PV zu stärken.



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Article published online:
31 August 2022

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