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DOI: 10.1055/s-0042-1753807
Nachsorgeambulanzen für Patientinnen und Patienten mit Long COVID (LoCOA): Strukturelle Rahmenbedingungen und Versorgungsaspekte
Authors
Einleitung Der Begriff “Long COVID“ (LC) bezeichnet längerfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion. Bis zu 10% der an COVID-19 Erkrankten sind betroffen. Zur Versorgung von Patient*innen mit LC wurden spezialisierte Ambulanzen eingerichtet. Eine strukturierte Erfassung der Versorgungsituation liegt bisher nicht vor, ist jedoch für eine bedarfsgerechte Versorgung unverzichtbar. Ziel der Studie ist die systematische Erfassung und Charakterisierung der LC-Ambulanzen in Deutschland hinsichtlich struktureller Rahmenbedingungen und Versorgungsaspekten.
Methoden Die Studie wurde im Rahmen des Projekts egePan Unimed des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) durchgeführt. Basierend auf einer Literaturrecherche wurde ein Fragebogen entwickelt, in dem Informationen u.a. zu folgenden Aspekten erhoben wurden: Struktur und Organisation der Spezialambulanzen, Leistungsangebote und Vernetzung der Versorgung. Die Befragung wurde als Online-Befragung mittels SoSci Survey umgesetzt. Orientiert an einer Aufstellung der Selbsthilfegruppe „Long COVID Deutschland“ ergänzt um eine Handsuche im Internet wurden die E-Mail-Adressen der Leiter*innen der jeweiligen Ambulanzen recherchiert (n=93). Die potentiellen Studienteilnehmer*innen wurden per E-Mail über die Studie, deren Ziele und datenschutzrechtliche Bestimmungen informiert und erhielten den Link zu der Befragung. Die Datenerhebung fand zwischen Februar und April 2022 statt. Die Datenauswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse In die vorläufige Datenauswertung wurden 23 Fälle mit vollständigen Daten eingeschlossen. Die Befragten waren zwischen 31 und 66 Jahre alt; 52.2% waren männlich. Ausgewählte Ergebnisse: Die LC-Ambulanzen sind am häufigsten an Kliniken für Psychiatrie und Psychosomatik (43.5%) sowie an Kliniken für Innere Medizin, Pneumologie und Neurologie (jeweils 26.1%) angegliedert. Pro Monat wurden im Mittel 52.7 (SD=46.3) Patient*innen behandelt. Die Wartezeit auf einen Termin betrug in 60.9% der Fälle mehr als einem Monat. Die Auslastung (78.3%), die Terminnachfrage (82.6%) sowie der Bedarf an weiteren Ambulanzen (65.2%) wurden als hoch bewertet. Ultraschall und MRT waren die am häufigsten durchgeführten bildgebenden Diagnostikverfahren (jeweils 52.2%). Im Bereich Funktionsdiagnostik erfolgte am häufigsten die Messung kognitiver Fähigkeiten (78.4%) und die Erfassung psychischer Störungen (69.6%). Vernetzungen bestanden überwiegend mit anderen LC-Ambulanzen (39.1%), der Selbsthilfe (34.8%) sowie nicht-ärztlichen Leistungserbringern wie Psycho- und Physiotherapeuten (26.1%).
Schlussfolgerung Es liegt eine erste Darstellung struktureller und versorgungsrelevanter Aspekte von LC-Ambulanzen in Deutschland vor. Die Ergebnisse zeigen einen Schwerpunkt im Bereich der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung. Weiterhin weisen die Daten auf einen hohen Bedarf an LC-Ambulanzen und die Notwendigkeit des Ausbaus dieses Versorgungsangebotes hin.
Publication History
Article published online:
22 August 2022
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Georg Thieme Verlag
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Germany