Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 791
DOI: 10.1055/s-0042-1753776
Abstracts | DGSMP/DGMS
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Thema: (Sozial-)Epidemiologie

SARS-CoV-2-Infektionen unter Menschen mit Migrationsgeschichte: Ergebnisse des COVID-19 Snapshot MOnitorings (COSMO)

K Kajikhina
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
2   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Deutschland
,
C Koschollek
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
N Michalski
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
C Hövener
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Internationale Studien zeigen erhöhte Risiken für eine SARS-CoV-2-Infektion und schwere Krankheitsverläufe für Menschen mit Migrationsgeschichte (MG) oder rassifizierte Menschen. Berufstätige in systemrelevanten Berufen hatten zugleich durch die erhöhte Expositionswahrscheinlichkeit und verminderte Schutzmöglichkeiten höhere Risiken für eine Infektion. Die Datenlage in Deutschland zu diesen Themenbereichen ist bislang unzureichend. Der vorliegende Beitrag beleuchtet mögliche Faktoren, die für die unterschiedlichen Risikoprofile spezifischer Bevölkerungsgruppen in der Pandemie eine Rolle spielen.

Methoden Unter Verwendung von Daten des COVID-19 Snapshot MOnitorings (COSMO) Welle 4 bis Welle 52 haben wir den Zusammenhang zwischen MG – definiert über das eigene bzw. elterliche Geburtsland (≠ Deutschland) – und selbstberichteten SARS-CoV-2-Infektionen analysiert. Mittels hierarchischer multipler Regressionsmodelle wurde die Wahrscheinlichkeit für eine selbstberichtete SARS-CoV-2-Infektion berechnet. Hauptprädiktor war die MG, weiterhin wurden Geschlecht, Alter, Bildung, Haushaltsgröße, Haushaltssprache (Deutsch vs. Andere) sowie eine berufliche Tätigkeit im Gesundheitssektor betrachtet.

Ergebnisse Von 45.858 Teilnehmenden berichteten 3,5% eine Infektion mit SARS-CoV-2. Insgesamt 16% hatten eine eigene oder elterliche MG. Der geschätzte Anteil derjenigen, die von einer SARS-CoV-2-Infektion berichten, war für Teilnehmende mit MG um 3,95 Prozentpunkte erhöht. Auch alle weiteren untersuchten Merkmale wiesen Assoziationen mit einer selbstberichteten Infektion auf. Die schrittweise Integration der Prädiktorvariablen reduzierte den beobachteten Effekt für die MG. Die Berücksichtigung eines Interaktionseffektes zeigte, dass der geschätzte Anteil derjenigen mit einer selbstberichteten Infektion für Personen mit MG um 11,5 Prozentpunkte erhöht war, wenn diese im Gesundheitssektor tätig waren.

Schlussfolgerung Menschen mit MG, Beschäftigte im Gesundheitssektor und insbesondere Beschäftigte im Gesundheitssektor mit MG haben laut unseren Analysen ein erhöhtes Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion. Gleichzeitig zeigen unsere Ergebnisse, dass es nicht die MG an sich ist, die mit dem höheren Risiko einhergeht, sondern die Arbeits- und Lebensbedingungen, mit denen eine höhere Expositionswahrscheinlichkeit zusammenhängt. Dies spiegelt die Ergebnisse aus internationalen Studien zu spezifischen Risikofaktoren. Demensprechend sind gezielte Gesundheits- und Infektionsschutzmaßnahmen im Arbeits- und Lebensumfeld erforderlich.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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