Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 783
DOI: 10.1055/s-0042-1753757
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Wissenschaftlicher Nachwuchs

Depressive Symptome Studierender während der dritten Welle der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse der COVID-19 German Student Well-being Study (C19 GSWS)

E Heumann
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Berlin, Deutschland
,
SM Helmer
2   Universität Bremen, Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften, Bremen, Deutschland
,
H Busse
3   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Abteilung Prävention und Evaluation, Bremen, Deutschland
,
S Negash
4   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Halle (Saale), Deutschland
,
CR Pischke
5   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
J Trümmler
5   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
Y Niephaus
6   Universität Siegen, Seminar für Sozialwissenschaften, Siegen, Deutschland
,
C Stock
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Berlin, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Depressive Symptome sind unter Studierenden weitverbreitet. Während der COVID-19-Pandemie verschlechterte sich die psychische Gesundheit Studierender. Angesichts der Dauer der Pandemie und der anhaltenden Stressfaktoren, die die psychische Gesundheit beeinträchtigen können, ist Forschung in diesem Bereich weiterhin wichtig. Ziel dieser Studie ist es zu ermitteln, inwieweit depressive Symptome unter Studierenden verbreitet (1), welche Faktoren damit assoziiert (2) und welche Studierendengruppen davon betroffen sind (3).

Methoden In der Querschnittsstudie COVID-19 German Student Well-being Study (C19 GSWS) wurden die psychische Gesundheit sowie das Wohlbefinden von Studierenden im Zeitraum vom 27.10.2021 – 14.11.2021 an fünf Universitäten in Deutschland erhoben. Depressive Symptome wurden mittels des PHQ-2 und des CES-D 8 ermittelt. Assoziationen zwischen depressiven Symptomen und soziodemografischen, sozioökonomischen/sozialen Unterstützungsfaktoren sowie gesundheits- und COVID-19-bezogenen Faktoren wurden mittels multipler binär logistischer Regressionsmodelle ermittelt.

Ergebnisse Das Durchschnittsalter der Studierenden lag bei 24,1 Jahren (SD= 4,9), 67 % waren Frauen und 31 % Männer. Die Prävalenz für depressive Symptome lag bei 29 % (PHQ-2) bzw. 12 % (CES-D 8). Frauen waren im Vergleich zu Männern häufiger davon betroffen (PHQ-2: 29,6 % gegenüber 26,3 % bzw. CES-D 8: 13,1 % gegenüber 9,2 %). Die Regressionen zeigten, dass ein komplizierter Beziehungsstatus (CES-D 8: OR= 2,70, 95 % KI: 1,55-4,71; PHQ-2: OR= 1,92, 95 % KI: 1,23-3,01), das Fehlen einer Vertrauensperson (CES-D 8: OR= 3,08, 95 % KI: 2,11-4,50; PHQ-2: OR= 3,67, 95 % KI: 2,65-5,10) sowie finanzielle Schwierigkeiten (z. B. hinsichtlich der Möglichkeit, die eigenen monatlichen Ausgaben zu decken; CESD-D 8: OR= 2,55, 95 % KI: 1,85-3,53; PHQ-2: OR= 1,95, 95 % KI: 1,50-2,54) mit depressiven Symptomen assoziiert waren. Ebenfalls hatten Studierende mit Vorerkrankungen im Vergleich zu denjenigen ohne Vorerkrankungen eine 1,61- bzw. 1,83-mal höhere Chance, depressive Symptome zu erleben (OR, CES-D 8, 95 % KI: 1,18-2,21 bzw. OR; PHQ-2, 95 % KI: 1,05-3,21). Die (große) Sorge, dass jemand aus dem persönlichen Umfeld schwer an COVID-19 erkrankt, war ebenfalls mit depressiven Symptome assoziiert (CES-D 8: OR= 2,05, 95 % KI: 1,25-3,36).

Schlussfolgerung Es sollten Konzepte zur Prävention und Beratung psychischer Probleme Studierender entwickelt werden, die u. a. auch die spezifischen Belastungen durch die Pandemie berücksichtigen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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