Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0042-1753647
Krankenkassenwechsel in der GKV: Analysen zu Bereitschaft und Beweggründen anhand einer Querschnittsbefragung von GKV-Versicherten
Authors
Einleitung Obwohl die Hürden für einen Krankenkassenwechsel in der GKV niedrig sind und die Wettbewerbsmöglichkeiten unter den Kassen in den letzten Jahren weiter zugenommen haben, zeigen bisherige Untersuchungen eine geringe Wechselbereitschaft bei den Versicherten. Die Wechselbereitschaft ist unter den Älteren, Einkommensschwächeren und chronisch Kranken besonders niedrig. Dabei könnten gerade diese Gruppen am stärksten von Unterschieden bei Zusatzbeiträgen und Leistungsspektrum profitieren. Bisher ist unklar, wie sich weitergehende Aspekte wie Erfahrungen mit und Einstellungen zum Gesundheitssystem auf die Wechselbereitschaft auswirken. Die vorliegende Studie verfolgt daher das Ziel, die Wechselbereitschaft von GKV-Versicherten zu erheben unter Berücksichtigung von Subgruppenunterschieden und Beweggründen.
Methoden Im Jahr 2018 wurden 32.000 GKV-Versicherte einer Krankenkasse zu einer schriftlichen Befragung (Papier oder Online) eingeladen. Der Fragebogen umfasste neben der Frage zur Wechselbereitschaft auch die Möglichkeit zur Mehrfachauswahl aus insgesamt neun Wechselgründen aus den Bereichen Leistungsumfang, Kosten sowie Service und Image. Als Versichertencharakteristika wurden Angaben zu Soziodemografie, Gesundheit und zur Zufriedenheit mit dem deutschen Gesundheitssystem und der Versorgung erhoben. Die Variablen wurden deskriptiv untersucht und Gruppenunterschiede mittels Chi²-Test evaluiert (α=0,05).
Ergebnisse Die Stichprobe (n=1.433) ist mehrheitlich weiblich (55 %) und im Mittel 59 Jahre alt (Spanne: 19-98). Insgesamt geben 23 % einen Kassenwechsel bzw. die prinzipielle Bereitschaft zu einem solchen an. Es zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen Subgruppen. Eine niedrigere Wechselbereitschaft findet sich unter Männern, Älteren, Einkommensschwächeren, jenen mit geringerem Bildungsstand und Personen mit chronischen Erkrankungen oder schlechtem subjektiven Gesundheitszustand. Wechselbereiter sind hingegen Versicherte, die allgemein unzufriedener mit dem Gesundheitssystem sind, die den PKV- gegenüber den GKV-Versicherten eine bessere Versorgung zuschreiben, die sich durch ihre privaten Gesundheitsausgaben stärker belastet fühlen und die angeben, in der Versorgung Benachteiligung erfahren zu haben. Die meistgenannten Wechselgründe liegen im Bereich der Kosten: die Kostenerstattung von Leistungen (50 % der Wechselbereiten), die Höhe des Zusatzbeitrages und das Preisleistungsverhältnis (je 42 %). Serviceaspekte sind für 15 % (guter Online-Servicebereich) bis 42 % der Wechselbereiten (Servicequalität) relevant, die Übernahme alternativer Heilmethoden wählten 35 %.
Schlussfolgerung/Ausblick Direkte Wettbewerbskriterien der Krankenkassen beschränken sich auf den Zusatzbeitrag, Satzungsleistungen und Service-Aspekte. Diese zeigen durchaus Relevanz hinsichtlich der Wechselbereitschaft. Darüber hinaus sollten Kassen mit dem Ziel der Versichertenbindung auch die Qualität der Versorgung unterstützen, da sich die Einstellung der Versicherten zum Gesundheitssystem auch in der Wechselbereitschaft zeigt.
Publication History
Article published online:
22 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany