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DOI: 10.1055/s-0042-1753625
Prävalenzen von Verhaltensweisen zur frühkindlichen Allergieprävention: Ergebnisse der KUNO-Kids Gesundheitsstudie
Einleitung Frühkindliche Allergieprävention (FKAP) umfasst elterliche Verhaltensweisen hinsichtlich Exposition bzw. Vermeidung von potenziellen Allergenen beim Kind. In der aktuell gültigen S3-Leitlinie werden empfohlene Verhaltensweisen aufgeführt, als auch solche, deren empirische Grundlage unsicher ist, die jedoch in der Praxis womöglich ausgeführt werden. Ziel dieser Studie ist es, die Prävalenz praktizierter FKAP Verhaltensweisen in einer großen Kohorte von Müttern in Deutschland darzustellen.
Methoden 1662 Mütter der KUNO-Kids Gesundheitsstudie wurden zu vier Zeitpunkten (Geburt des Kindes, nach Monat 1, 6 und 12) per Interview und Fragebögen zu Verhaltensweisen im Bereich Ernährung von Mutter und Kind sowie Wohnumgebung befragt. Nach Imputation fehlender Werte (MICE) wurden Prävalenzen und 95% Konfidenzintervalle (KI) berechnet, für die gesamte Stichprobe sowie stratifiziert nach Allergierisiko des Kindes (bestehende Allergien bei Eltern oder Geschwistern).
Ergebnisse Viele Mütter verzichteten auf bestimmte Lebensmittel während der Stillkost (24%; KI: 21-26) bzw. bei der Beikost des Kindes (40%; KI: 38-42). Insgesamt wurden 68% (KI: 66-70) der Kinder mindestens 4 Monate lang ausschließlich gestillt, die Beikost wurde bei 92% (KI: 91-94) zwischen dem 4. und 6. Monat eingeführt. 44% (KI: 40-47) der nicht ausschließlich gestillten Kinder erhielten hypoallergene (HA) Säuglingsmilch. Der wöchentliche Fischkonsum lag bei den Müttern während der Schwangerschaft bei 52% (KI: 50-54), während der Stillzeit bei 58% (KI: 55-60) und beim Kind im 1. Lebensjahr bei 65% (KI: 62-67).
In der Wohnumgebung von 90% (KI: 89-91) der Kinder wurde nicht geraucht (1% [KI: 1-2] der Mütter rauchten während der Schwangerschaft). 17% (KI: 15-19) der Familien ergriffen Maßnahmen gegen Hausstaubmilben, 2% (KI: 1-3) hielten ihre Kinder bewusst von Haustieren fern. 6% (KI: 5-8) der Kinder hatten regelmäßig Kontakt zu Heu, 12% (KI: 11-14) erhielten Milch direkt vom Bauernhof.58% (KI: 55-60) der Kinder hatten ein Allergierisiko. Mütter von Kindern mit Allergierisiko verzichteten häufiger auf bestimmte Lebensmittel während der Stillkost (26% vs. 20%) bzw. bei der Beikost des Kindes (44% vs. 35%), stillten weniger als 4 Monate ausschließlich (20% vs. 14%), gaben häufiger HA-Säuglingsmilch (56% vs. 28%) und ergriffen häufiger Maßnahmen gegen Hausstaubmilben (20% vs. 12%).
Schlussfolgerung Die Ergebnisse geben einen Einblick in die praktizierten FKAP Verhaltensweisen in einer großen Geburtskohorte in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Kinder in dieser Stichprobe wies ein Allergierisiko auf, was die Relevanz von FKAP verdeutlicht. Insgesamt zeigte sich, dass viele der aktuell gültigen Empfehlungen überwiegend eingehalten werden, jedoch teilweise potenzielle Allergene vor allem bei Kindern mit Allergierisiko entgegen den Empfehlungen vermieden werden. Somit bedarf es weiterer Aufklärung über die aktuell empfohlenen Maßnahmen bezüglich FKAP.
Publication History
Article published online:
22 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany