Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 717-718
DOI: 10.1055/s-0042-1753602
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Psychosoziale Gesundheit

SOZIALE UND EMOTIONALE EINSAMKEIT NACH VERLUST EINES NAHESTEHENDEN MENSCHEN IM HÖHEREN LEBENSALTER (60+): WELCHE RISIKOFAKTOREN GIBT ES?

Authors

  • F Förster

  • M Löbner

  • FD Welzel

  • J Stein

  • SG Riedel-Heller

 

Einleitung Im höheren Lebensalter sind Verlusterfahrungen durch den Tod nahestehender Personen häufige und nachhaltig beeinträchtigende Lebensereignisse. Verlusterfahrungen und anhaltende Trauer stellen nicht nur für die psychische Gesundheit, sondern auch für Veränderungen im sozialen Netzwerk ein Risiko dar. Bei der Entwicklung gezielter Präventionsmaßnahmen für trauernde ältere Menschen (60+) ist es daher hilfreich, Gefühle von Einsamkeit und soziale Isolation in den Blick zu nehmen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, zu untersuchen, wie häufig ältere Menschen (60+) nach Verlust eines nahestehenden Menschen von emotionaler und sozialer Einsamkeit betroffen sind und welche Risikofaktoren damit assoziiert werden.

Methoden Präsentiert werden Daten aus einer schriftlichen Fragebogenerhebung bei älteren Menschen (Alter 60+), die eine nahestehende Person durch Tod verloren hatten und deren Verlust mindestens 6 Monate zurücklag. Es wurden N=173 ältere Menschen mit anhaltender Trauersymptomatik befragt. Anhaltende Trauer wurde mit dem PG-13 erhoben. Zur Erfassung der Einsamkeit wurde die „De Jong Gierveld Scale“ verwendet. Für die Identifizierung der Einflussfaktoren zur Entwicklung von emotionaler und sozialer Einsamkeit wurden deskriptive und inferenzstatistische Analysen sowie multivariate Regressionsmodelle durchgeführt. Zudem wird überprüft, ob es mögliche Mediationseffekte gibt.

Ergebnisse Die Proband:innen der Untersuchung waren überwiegend weiblich (76,2%) und durchschnittlich 67,4 Jahre alt (SD = 6,46, SW 60-95 Jahre). Mehr als die Hälfte (51,2%) waren verwitwet. Über zwei Drittel lebte allein (69%). Lediglich 11,3% waren in den letzten 3 Monaten aufgrund ihres erlebten Verlustes (z.B. wegen Traurigkeit, psychischer Belastung) in Behandlung. Die Auswertungen zur anhaltenden Trauer (PG-13) ergaben einen Mittelwert von 30,2 (SD 9,56). Insgesamt 48,8% der Teilnehmer:innen wiesen einen hohen Grad an emotionaler Einsamkeit auf, 39,9% einen leichten Grad. Soziale Einsamkeit konnte bei 23,2% der Teilnehmer:innen festgestellt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass es für emotionale und soziale Einsamkeit verschiedene Einflussfaktoren (z.B. Trauerintensität, Isolation und männliches Geschlecht) gibt.

Schlussfolgerung Die Studie adressiert ein bisher zu wenig beachtetes Gesundheitsproblem in der vulnerablen Gruppe älterer Menschen. Wichtige Erkenntnisse zur Einsamkeit im höheren Lebensalter, und die damit im Zusammenhang stehende Identifizierung von Risikofaktoren zur Entwicklung von sozialer und emotionaler Einsamkeit ist ein wichtiger Schritt um zielgerichtete Präventionsangebote zu entwickeln.



Publication History

Article published online:
22 August 2022

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