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DOI: 10.1055/s-0042-1753587
Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung des Verständnisses von „ungewollter Schwangerschaft“ auf Grundlage empirischer Befunde
Einleitung Unbeabsichtigte – und darunter insbesondere ungewollte – Schwangerschaften werden gemeinhin als soziales Problem und gesundheitliches Risiko mit entsprechendem Unterstützungsbedarf bewertet. Die aktuell im Kontext der §219a-Reform vom Bundesgesundheitsministerium beauftragte Studie „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer. Angebote der Beratung und Versorgung – ELSA“ will diesen Zusammenhang hinterfragen.
Empirische Studien zeigen, dass ohne dezidierte Absicht oder vorherige Planung eingetretene Schwangerschaften keine Seltenheit sind: Etwa ein Drittel der Schwangerschaften in Deutschland sind unbeabsichtigt, wovon der überwiegende Teil ausgetragen wird. Angesichts dieser Verbreitung ist ein differenziertes Konzept der Gewolltheit von Schwangerschaften für das Verständnis des Reproduktionsgeschehens insgesamt von Bedeutung.Der Begriff der ungewollten Schwangerschaft erscheint vor diesem Hintergrund bislang vage und zu wenig differenziert. Verschiedene Forschungen zeigen, dass eine dichotome Trennung zwischen gewollten und ungewollten Schwangerschaften zu kurz greift, um eine adäquate Abbildung der Lebenswirklichkeit, aber auch entstehender Belastungen zu ermöglichen. Ein adäquates Konzept der Schwangerschaftsintention muss daher zum einen multidimensional angelegt sein und sowohl affektive, emotionale als auch rationale Aspekte berücksichtigen, die durchaus widersprüchlich sein können. Zudem sind auch postkonzeptionelle Prozesse der Akzeptanz unbeabsichtigter Schwangerschaften zu berücksichtigen.
Methoden Zur Gewinnung von Ansatzpunkten für ein adäquateres Verständnis werden die Daten der im Rahmen der ELSA-Studie in den Jahren 2021/2022 durchgeführten standardisierten Repräsentativbefragung von 4.700 Frauen mit Schwangerschaften in Deutschland ausgewertet.
Ergebnisse Auf Grundlage der statistischen Analysen geht der Vortrag der Frage nach, welche Konzepte der Schwangerschaftsintention in welchen Differenzierungen und Typisierungen sich als geeignet erweisen, um Auftreten und Wirkung von Belastungen und deren Hintergründen erklären zu können. Einbezogen werden hierfür beobachtbare Zusammenhänge zwischen Lebenslagen und biografischen Situationen auf der einen Seite und der Intention und (Nicht-)Akzeptanz der Schwangerschaften sowie dem Belastungserleben auf der anderen Seite.
Schlussfolgerung Abschließend ist zu diskutieren, inwiefern sich aus den gewonnenen Erkenntnissen zu ungewollter Schwangerschaft Hinweise für zielgerichtete und differenzierte Unterstützungsangebote ableiten lassen.
Publication History
Article published online:
22 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany