Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 701-702
DOI: 10.1055/s-0042-1753563
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Digitalisierung und soziale Gesundheit

Status quo des Verständnisses und Einsatzes von Partizipation und Co-Creation in der gesundheits- und pflegebezogenen Technikentwicklung: Ergebnisse eines systematischen Reviews

F Fischer
1   Hochschule Kempten, Bayerisches Forschungszentrum Pflege Digital, Kempten, Deutschland
,
C Boscher
2   Hochschule Ravensburg-Weingarten, Institut für Gerontologische Versorgungs- und Pflegeforschung, Weingarten, Deutschland
,
J Kämmer
2   Hochschule Ravensburg-Weingarten, Institut für Gerontologische Versorgungs- und Pflegeforschung, Weingarten, Deutschland
,
D Reimann
3   Hochschule Zittau/Görlitz, Institut für Gesundheit, Altern, Arbeit und Technik, Görlitz, Deutschland
,
C Endter
3   Hochschule Zittau/Görlitz, Institut für Gesundheit, Altern, Arbeit und Technik, Görlitz, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Partizipation und Co-Creation werden in der gesundheits- und pflegebezogenen Technikentwicklung positive Effekte zugesprochen. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Verwendung der Begrifflichkeiten „Partizipation“ und „Co-Creation“ – auch in Forschungsausschreibungen – stellt sich jedoch die Frage, was die an entsprechenden Technikentwicklungsprojekten Beteiligten konzeptionell darunter verstehen.

Methoden Es wurde ein systematischer Literaturreview in PubMed durchgeführt, um zwischen 2010 und 2021 veröffentlichte Manuskripte zu identifizieren, welche die partizipative Entwicklung von gesundheits- oder pflegebezogener Technik beschreiben. Die Titel und Abstracts von 3.958 identifizierten Treffern wurden durch jeweils mindestens zwei unabhängige Reviewer:innen auf inhaltliche Passung gescreent. Die 252 in das Volltextscreening eingeschlossenen Beiträge wurden für eine sowohl deduktive als auch induktive Kategorienbildung herangezogen, mit welcher das in den Publikationen verschriftlichte Verständnis von Partizipation und Co-Creation sowie die eingesetzten Methoden des Einbezugs von Nutzer:innen herausgearbeitet wurde. Im Vordergrund dieses Beitrags steht ein quantitativer Überblick zu den herausgearbeiteten Kategorien mit Subgruppenanalysen (bzgl. Anwendungsfeld, Zielgruppe und Form der Technik), um den Status quo des Verständnisses und Einsatzes von Partizipation und Co-Creation in der Technikentwicklung darzustellen.

Ergebnisse Insgesamt zeigt sich in den identifizierten Studien, dass Partizipation oder Co-Creation zwar als Begrifflichkeiten verwendet werden, damit verbundene Konzepte und Methoden jedoch nicht deutlich werden. So werden vielfältige Anwendungsbereiche (von medizinischen und pflegerischen Kontexten hin zu eher lebensstilorientierten Bereichen) unter Einbezug verschiedener Nutzer:innengruppen (z.B. Personen unterschiedlichen Alters mit oder ohne einer (Vor-)Erkrankung, Fachpersonal) zur Entwicklung sehr unterschiedlicher Technologien (z.B. Apps, Smart Home) beschrieben. Während Beiträge teilweise einzelne Phasen des Einsatzes von Partizipation im Technikentwicklungsprozess fokussieren, ist die Tiefe der Nutzer:innenbeteiligung vielfach nicht ersichtlich. Auch eine Reflexion des partizipativen Vorgehens erfolgt häufig nicht.

Schlussfolgerung Die Vielzahl an Studien zu Partizipation und Co-Creation in der gesundheits- und pflegebezogenen Technikentwicklung zeigt die zunehmende Relevanz des Themas auf. Zugleich werden unterschiedliche Verständnisse des partizipativen Einbezugs deutlich. Ungenaue Beschreibungen der eingesetzten Formate sowie der Intensität der Partizipationsmöglichkeiten weisen auf zwei Bedarfe hin: Zum einen braucht es weiterer Methodenentwicklung und praxisbezogener Anwendungserprobung in gesundheits- und pflegebezogenen Entwicklungskontexten, um dem konzeptuellen Anspruch von Partizipation und Co-Creation gerecht zu werden; zum anderen wären Empfehlungen zu einem standardisierten Reporting wünschenswert, damit Good Practice-Beispiele auch sichtbar werden.



Publication History

Article published online:
22 August 2022

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