Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 877-878
DOI: 10.1055/s-0042-1751149
Abstracts | ÖGPH

Co-Design des Health Navigator Modells für Österreich: das CANCERLESS Projekt

Tobias Schiffler
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
Maren Jeleff
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
Lisa Lehner
2   AmberMed, Wien, Österreich
,
Lovro Markovic
3   Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), Wien, Österreich
,
Igor Grabovac
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Da obdach- und wohnungslose Menschen einer Reihe von Risikofaktoren ausgesetzt sind und Probleme beim Zugang zu geeigneten Präventions-, Screening- und Therapiediensten haben, ist die Prävalenz von Krebs und die krebsspezifische Mortalität höher als in der Allgemeinbevölkerung. Integrierte kollaborative Modelle, die auf Co-Design mit obdach- und wohnungslosen Menschen beruhen, können einen vielversprechenden Ansatz zur Erhöhung der Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen und der Verringerung von Ungleichheiten darstellen. Im CANCERLESS-Projekt wird ein solcher Co-Design-Ansatz herangezogen, um ein neues Versorgungsmodell für Europa zu entwickeln: das Health Navigator Model (HNM). Um die Implementierung des HNM in Österreich zu ermöglichen, wurde anhand des Rahmenkonzepts nach DeGroff eine Fokusgruppendiskussion mit Personen durchgeführt, die mit obdach- und wohnungslosen Menschen arbeiten, jedoch verschiedene berufliche Hintergründe aufweisen. Das HNM setzt sich aus zehn von DeGroff für Implementierungsforschung postulierten Kernkomponenten zusammen, welche im Rahmen der Diskussionsrunde elaboriert wurden. Die dreistündige Fokusgruppe wurde online durchgeführt, aufgezeichnet, anschließend wörtlich transkribiert und mittels MAXQDA2022 thematisch nach Saldaña analysiert. Mit Teilnehmer*innen wurden das Gesamtkonzept, der zukünftige Aufgabenbereich der angebotenen Dienstleistungen, das Profil der Navigator*innen und Evaluierungsmaßnahmen ausgearbeitet. Die Analyse zeigt, dass das HNM eine personenzentrierte und gemeinschaftsbasierte Intervention sein sollte, die sich sowohl auf primäre und sekundäre Krebsprävention als auch die Beseitigung allgemeiner Hindernisse für die Gesundheitsversorgung obdach- und wohnungsloser Menschen konzentrieren muss. Im Rahmen der Fokusgruppe wurde das HNM als ein Modell mit hohem Potenzial für die frühzeitige Erkennung sozialer und gesundheitlicher Bedürfnisse in gefährdeten Gruppen sowie für Patient*innen-Empowerment und die Verbesserung von Gesundheitskompetenz bewertet.



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Article published online:
22 August 2022

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