Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(06): e31
DOI: 10.1055/s-0042-1749750
Abstracts | MGFG

Analyse von disseminierten Tumorzellen im Knochenmark von Patientinnen mit Mammakarzinom

I Nel
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
L Weydandt
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
A-K Höhn
2   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
B Aktas
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund Disseminierte Tumorzellen (DTCs) sind bei etwa 30% der Brustkrebspatientinnen zum Zeitpunkt der Diagnose im Knochenmark nachweisbar und stellen einen unabhängigen prognostischen Faktor für das Wiederauftreten der Erkrankung dar. Obwohl die prognostische Relevanz bereits durch eine Vielzahl an Studien belegt wurde, ist der DTC-Nachweis noch nicht Teil der klinischen Routine.

Methode Mit dem Ziel, die Prognose durch erweiterte therapeutische Optionen zu verbessern, haben wir in unserem Forschungslabor eine Methode zum Nachweis von Pan-Cytokeratin-positiven Zellen im Knochenmark etabliert. Nach Patienteneinwilligung erfolgt die Knochenmarkpunktion beidseits aus dem Beckenkamm während der operativen Tumorentfernung. Nach Dichtegradienten-Zentrifugation werden die mononukleären Zellen immunzytochemisch gefärbt: Ein spezifischer Antikörper (human Anti- Cytokeratin- Alkaline Phosphatase von Miltenyi Biotec) bindet an das Zytoskelett der Tumorzellen und wird mit dem Farbstoff Permanent Red visualisiert. Die Auswertung wird semi-automatisiert mit einem Scanner-Mikroskop (Leica, Versa) und einem speziellem Analyse-Algorithmus für seltene Zellen vorgenommen. Die Einstellungen wurden anhand von Positiv-Kontrollen (HCT116 Zellen) und Patientenproben zusammen mit einer zertifizierten Zytologin und einer Pathologin auf morphologische Parameter der DTCs (Rundheit, Intensität, Größe) angepasst.

Ergebnisse Zwischen Januar 2019 und Dezember 2021 wurden Knochenmarkaspirate von 238 primären und von 28 rezidivierten Mammakarzinom-Patientinnen analysiert, wobei die Positiv-Rate 33% bzw. 50% betrug. Die Einteilung gemäß der intrinsischen Tumor-Subklassifikation zeigte, dass 29% der primären luminal A (35/120) und 39% der primären luminal B (13/33) Patientinnen DTC-positiv waren. Von den HER2-angereicherten waren 27% (8/39) und von den triple-negativen Brustkrebs-Patientinnen waren 40% (13/33) DTC-positiv. Diese Daten deuten an, dass in der primären Situation, neben den triple-negativen insbesondere Patientinnen mit luminal B Tumoren eine erhöhte DTC-Rate aufweisen. Pro Probe war die DTC-Anzahl bei luminal B Tumoren erhöht im Vergleich zum luminal A Subtyp. In der rezidivierten Situation hingegen, war insbesondere der luminal A Subtyp mit einem positiven DTC-Status (57%) assoziiert. Dies ist klinisch relevant, denn Hormon-Rezeptor-positive Tumore sind mit einer guten Prognose im Vergleich zu HER2-angereicherten oder triple-negativen Mammakarzinomen assoziiert. In unserer Analyse jedoch, hatten 73% der primären und 78% der rezidivierten Patientinnen einen Hormon-Rezeptor-positiven (HR+) Tumor.

Schlussfolgerungen Es ist bereits bekannt, dass insbesondere Patientinnen mit HR+ Tumoren ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Spätrezidiven haben. Unsere Daten stärken die Hypothese, dass die DTCs eine mögliche Ursache dafür darstellen und die Verabreichung von Bisphosphonaten die Prognose dieser Patientinnen erheblich verbessern könnte.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2022

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