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DOI: 10.1055/s-0042-1749705
Integration eines hebammengeleiteten Kreißsaals in einem Perinatalzentrum
Hintergrund Die überwiegende Anzahl an Geburten in Deutschland erfolgt in einer Klinik. Kritisiert wird eine hohe Zahl von Interventionen in den meist physiologischen Geburtsprozess, mit dem Ziel der Ergebnisoptimierung für Frauen und Kinder. Ziel der Studie war es, relevante Unterschiede zwischen hebammengeleiteten und primär ärztlich geleiteten Kreißsälen hinsichtlich medizinischer Parameter zu erfassen.
Material und Methoden Im Zeitraum 12/2020 bis 12/2021 wurden retrospektiv alle im Hebammenkreißsaal des Universitätsklinikums Leipzig begonnen Geburten (n=132) analysiert und innerhalb der Gruppe hinsichtlich erfolgreich hebammengeleiteter (n=56) oder in den ärztlichen Kreißsaal übergeleiteter (n=76) Geburt sowie mit einer primär ärztlich geleiteten Kohorte (n=59) mit ähnlichem Risikoprofil verglichen. Als Zielgrößen galten prä- und peripartale Risikofaktoren, geburtshilfliche Interventionen (Weheninduktion, Episiotomierate) sowie das maternale und neonatale Outcome.
Ergebnisse Der prozentuale Anteil der im Hebammenkreißsaal gestarteten Entbindungen an der Gesamtgeburtenrate (n=2777) betrug 4.8% (n=132). Die Mehrzahl der Überleitungen konnte auf den Wunsch der Patientin nach einer effektiveren Analgesie (n=40, 52,6%) zurückgeführt werden. Gründe für ärztlich indizierte Überleitungen (n=30, 39,5%) waren CTG-Auffälligkeiten (n=12, 40%) und ausbleibende Wehentätigkeit nach vorzeitigem Blasensprung (n=11, 36,7%). Es konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des neonatalen Outcomes (NS-pH, APGAR, fetales Geburtsgewicht) zwischen den einzelnen Gruppen gefunden werden. Bei den übergeleiteten Geburten zeigte sich ein signifikant höherer Blutverlust (p=0,005) und eine längere Geburtsdauer (p<0,001) im Vergleich zu dem primär ärztlich geleiteten und erfolgreich hebammengeleiteten Kreißsaal. Die Episiotomierate im primär ärztlich geleiteten und übergeleiteten Kreißsaal war signifikant höher als im erfolgreich hebammengeleiteten Kreißsaal (p=0,019).
Schlussfolgerung Die Geburt in hebammengeleiteten Kreißsaal innerhalb eines Perinatalzentrums kann bei risikoarmen Schwangeren als gleichwertig sichere Alternative zu der primär ärztlich geleiteten Geburt angesehen werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2022
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Georg Thieme Verlag
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