Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(06): e15
DOI: 10.1055/s-0042-1749704
Abstracts | MGFG

Freie Sigmaperforation mit fäkulenter Vier–Quadrantenperitonitis bei High grade serösem Ovarialkarzinom

C Walkemeyer
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Halle, Deutschland
,
S Homeister
2   Zentrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie des Universitätsklinikums Halle, Halle, Deutschland
,
S Barrot
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Halle, Deutschland
,
C Thomssen
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Halle, Deutschland
› Institutsangaben
 

Wir berichten über eine 74-jährige Patientin, die sich aufgrund einer freien Sigmaperforation bei uns in Behandlung befand.

Bei der initialen Vorstellung über unsere Notaufnahme klagte die Patientin über starke abdominale Schmerzen und eine massive Zunahme des Bauchumfangs. Zudem bestand laborchemisch eine septische Konstellation. Es erfolgte eine antibiotische Behandlung mit Piperacillin/Tazobactam und eine CT-Diagnostik. Hier wurde der Verdacht auf eine Perforation des Sigmas gestellt, zudem zeigte sich eine große mesenteriale Flüssigkeitskollektion von 20×30cm, nebenbefundlich wurde eine Lungenarterienembolie diagnostiziert.

Es erfolgt eine notfallmäßige Laparotomie. Intraoperativ zeigten sich massive interenterische Adhäsionen. Im Unterbauch wurde eine große Lymphzyste punktiert, 6-7l Flüssigkeit abgezogen und die Zystenwand resiziert. Im Sigma imponierte eine ca. 1cm große Perforation im Bereich eines ca. 8cm langen ischämischen Darmabschnittes. Es erfolgte nun die Hemikolektomie links und die Anlage eines endständigen Transversostomas.

Im postoperativen Verlauf erfolgte die therapeutische Antikoagulation. Zudem bestand ein perioperatives akutes Nierenversagen, welches unter konservativer Behandlung mit Natriumsubsitution, Infusionstherapie und kausaler Therapie der Sepsis rückläufig war.

Zunächst bestand aufgrund der Vorgeschichte eines Ovarialkarzinoms der Verdacht auf ein Rezidiv. Das Karzinom wurde makroskopisch tumorfrei operiert (pT3b pN0(0/59) M0 L0 V0 Pn1; FIGO3b). Es folgte eine Chemotherapie mit 6 Zyklen Carboplatin / Paclitaxel. Eine Therapie mit Bevaciczumab erfolgte nicht, da die Patientin postoperativ eine Oberschenkelvenenthrombose links hatte. Zum Zeitpunkt der Sigmaperforation war die Chemotherapie seit 2 Monaten beendet.

Intraoperativ und histologisch konnte der Verdacht eines Rezidivs nicht bestätigt werden. Die Patientin konnte nach 18 Tagen in die Häuslichkeit entlassen werden.

Als Ursache dieser schweren Komplikation kommt am ehesten eine Durchblutungsstörung des Darms durch eine Kompression der großen Lymphozele im Unterbauch in Frage.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2022

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