Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S39
DOI: 10.1055/s-0042-1749584
Abstracts
Urologie/Nephrologie

Dopplersonographie der Harnjets: Vom Modell zum klinischen Messprotokoll

Raphael Krevet
1   Nephrologischer Ultraschall, Abteilung für Nephrologie, Klinikum rechts der Isar der TUM
,
Bernhard Gassmann
1   Nephrologischer Ultraschall, Abteilung für Nephrologie, Klinikum rechts der Isar der TUM
,
Katharina Hauner
2   Klinik und Poliklinik für Urologie 2
,
Konrad Stock
1   Nephrologischer Ultraschall, Abteilung für Nephrologie, Klinikum rechts der Isar der TUM
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung Der bei Gesunden pulsatil periodische Urinfluss durch die Ureterostien in die Harnblase (Harnjets) kann mit der farbkodierten Dopplersonographie (FKDS) dargestellt werden und ist ein hilfreiches, aber bislang wenig standardisiertes Werkzeug bei nephrologisch urologischen Fragestellungen. Erste strukturierte Fallberichte hierzu gab es im deutschsprachigen Raum aus Zürich.

Um die physikalischen Eigenschaften und die Ultraschallparameter als mögliche Einflussfaktoren auf den Harnjet einfacher untersuchen zu können, studierten wir diese zunächst experimentell an einem Modellaufbau mit einer Hochleistungsinjektionspumpe. Hier identifizierten wir hier als gerätebasierte Einflussparameter unter anderen Messwinkel, Anschnittsfläche, Puls Repetition Frequenz (PRF) und Farbdopplergain. Ferner spielten auch Jetvolumen und -Geschwindigkeit eine Rolle für die Qualität der Abbildung. Trotz gleicher Osmolalitäten konnten im Modell reproduzierbare Harnjets erzeugt werden.

Aufbauend auf diesen Resultaten initiierten wir eine Probandenstudie, um die Ergebnisse in der klinischen Routine zu evaluieren. Der Projektentwurf wurde von der Ethikkommission der Technischen Universität München (Projektnummer 704/20 S) positiv beschieden.

Als Gerät verwendeten wir einen Toshiba Aplio 500 mit einem Konvexschallkopf (6C1). Die Dopplermodi waren Farbdoppler, „Advanced Dynamic Flow (ADF) und Pulsed-Wave-Doppler (PW) zur Erfassung der Fließgeschwindigkeiten. Das Studienprotokoll sieht als „Ausgangsmessung“ eine initiale Erfassung des Harnblasenvolumens und der dopplersonographischen Harnjet-Charakteristika (Anzahl der Harnjets, Maximalgeschwindigkeit, Jetfläche und Jetlänge) an einem nüchternen, speziell vorbereiteten Probanden vor. Hierbei werden die Anzahl der Harnjets in der ersten Minute im Nierenpreset erfasst; sollten keine Harnjets auslösbar sein, wird vom Untersucher über maximal fünf Minuten versucht, durch unterstützende Maßnahmen (z.B. „Bauchpresse“, Geräteeinstellung, Schallkopfkippung entlang des Ureterverlaufs) Harnjets nachzuweisen.

Anschließend werden nach dem Trinken von einem Liter H2O die Messungen nach 20 Minuten, 30 Minuten und 50 Minuten wiederholt. Dabei versuchten wir unter kontinuierlicher Optimierung der beobachteten Harnjets (Schnittebene, Geräteeinstellung, Bauchpresse) Störfaktoren zu identifizieren und zu beseitigen. Zwischen den Messungen werden die Probanden in die Gruppen „Bewegung“ (Sitzfahrrad) und „Keine Bewegung“ eingeteilt.

Erste Ergebnisse der Probandenversuche (n=8) zeigen eine Gültigkeit der experimentell identifizierten Variablen für die klinische Anwendung. PRF und Dopplergain haben eine direkte Auswirkung auf die Harnjet-Darstellung. Für eine aussagekräftige Messung ist die Identifikation des Ursprungs und der Flussrichtung entscheidend. Hierbei treten anatomisch individuelle Muster auf, die eine Anpassung der Schallkopfposition erfordern. Sollte der Harnjet nicht auffindbar sein, kann auch eine Bauchpresse etwa durch Husten oder „Räuspern“ gering verzögert einen Harnjet auslösen. Wir haben drei Schnittebenen identifiziert: transversal, sagittal und schräg-transversal (parallel zum Ureter). Die pw-Doppler-Messung des einzelnen Harnjets (ca. 0,5-1 cm oberhalb des Ostiums in der Harnblase) erfasst seitenspezifische Flussgeschwindigkeiten, die visuell nicht eindeutig zu beurteilen sind. Die Frequenz und Dauer der Harnjets hat während der Messungen zugenommen.



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Article published online:
20 June 2022

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