Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S30-S31
DOI: 10.1055/s-0042-1749564
Abstracts
Sono-Education

Individuell-adaptives computerbasiertes Bilderkennungs- und Interpretationstraining zur Steigerung der diagnostischen Treffsicherheit in der PoCUS-Anwendung

Stefan Michel
1   Fachhochschule Nordwestschweiz
,
Gebhard Mathis
2   None
,
Manuela Lehmann
1   Fachhochschule Nordwestschweiz
,
Alex Kunz
3   CASRA
,
Florian Recker
4   Universität Bonn
,
Joseph Osterwalder
5   Polipraxis
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung Der Point-of-care-Ultraschall (PoCUS) verbreitet sich wegen seiner intuitiven und einfachen Anwendbarkeit sowie tiefen Gerätepreisen rasant. Die Gefahr einer Anwendung ohne entsprechende Ausbildung ist wegen Überschätzung der eigenen Fähigkeiten oder fehlenden, aber auch ungenügenden Weiterbildungsmöglichkeiten gross. Mangelnde Kenntnisse und Fähigkeiten können zu falscher Sicherheit und zu Fehldiagnosen führen. Damit kann diese Methode sogar in Verruf geraten. Der Bedarf an qualitativ hochwertigen theoretischen und praktischen Aus- und Weiterbildungen kann mit herkömmlichen Mitteln aus Ressourcengründen kaum abgedeckt werden. In diesem Zusammenhang nimmt das Bilderkennungs- und Interpretationstraining (BIT), mit dem Ziel, das theoretisch vermittelte Wissen zu vertiefen, eine wichtige Rolle ein. Insbesondere ein individuelles und damit auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Anwender:innen ausgerichtetes BIT stellt eine neue und innovative Möglichkeit dar, diese wichtigen Fähigkeiten noch gezielter und fokussierter zu üben und damit die Diagnostik in Bezug auf Zuverlässigkeit und Effizienz zu verbessern.

Verschiedene Studien aus anderen Bereichen, in denen die Bilderkennung und -interpretation im Zentrum steht, konnten zeigen, dass ein entsprechendes Training zu einer zuverlässigeren und schnelleren Diagnose und einem höheren Vertrauen in das eigene Können führt. Weil das Wissen praktisch angewendet wird und man eine direkte Rückmeldung über die erbrachte Leistung erhält, lässt sich zudem die Lernmotivation steigern. CASRA verfügt über ein innovatives, auf die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Anwender:innen ausgerichtetes computerbasiertes Trainingsprogramm, welches seit vielen Jahren in über 30 Ländern erfolgreich bei der Schulung zur Erkennung von gefährlichen Gegenständen in der Luftsicherheit eingesetzt wird. Diese Software haben wir auf unsere PoCUS-Bedürfnisse adaptiert.

In einer kürzlich durchgeführten Pilotstudie zum BIT von Pleuraergüssen konnte eine signifikante Steigerung der Erkennungsleistung nachgewiesen werden. Eine aktuell laufende Studie zu PoCUS untersucht den Nutzen des computerbasierten BIT von Gallenblasenveränderungen. Ein in diesem Zusammenhang entwickelter zuverlässiger und valider Test, welcher die diagnostische Kompetenz der Teilnehmenden misst, wird vor und nach dem Training eingesetzt, um die Treffsicherheit objektiv zu messen. Erwartet wird, dass das computerbasierte Training zu einer signifikanten Steigerung der diagnostischen Treffsicherheit und einer schnelleren Beurteilung der Bilder im Vergleich zur klassischen Unterrichtsvermittlung führt, wobei für die Kontrollgruppe, welche nicht am Training teilnimmt, keine Steigerung zu erwarten ist. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus diesem neuen Ansatz, welche erst im Juni vollständig vorliegen, und Implikationen für die Praxis, möchten wir gerne präsentieren und mit Experten diskutieren. Es wäre beispielweise vorstellbar, ohne grossen Aufwand an personellen Ressourcen, ein individuell-adaptives BIT komplementär zu den aktuellen PoCUS Kursen einzuführen, und nach Abschluss eines Kurses das Wissen und die erzielten Leistungen anhand von Kompetenztests zu messen und damit ein objektives Mass für die erlernte Fähigkeiten in Form einer Zertifizierung einzuführen. Ein ähnliches Modell könnte man sich auch für die Rezertifizierung vorstellen.



Publication History

Article published online:
20 June 2022

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