Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S30
DOI: 10.1055/s-0042-1749562
Abstracts
Pränatalmedizin

Pränatale Diagnose einer singulären Nabelschnurarterie Typ II (persistierende Vitellinarterie) bei einem Feten mit Darmatresie als Komplikation

Sabine Riße
1   Zentrum f. Pränatale Medizin Leipzig
,
Renaldo Faber
1   Zentrum f. Pränatale Medizin Leipzig
,
Holger Stepan
2   Geburtsmedizin Universitätsklinikum Leipzig
,
Martin Lacher
3   Kinderchirurgie Universitätsklinikum Leipzig
› Author Affiliations
 

Problemstellung Der Typ II einer singulären Nabelschnurarterie (SUA) ist gekennzeichnet durch das Fehlen beider Umbilikalarterien um die fetale Harnblase und einer dafür persistierenden Vitellinarterie, die als Kontinuität der A. mesenterica superior durch das Abdomen zum Nabelschnuransatz zieht und als „Ersatz“- Umbilicalarterie in die Nabelschnur mündet. Damit wird der Kreislauf zur Plazenta geschlossen und die Blutversorgung des Feten sicher gestellt.

In der Regel führt dieser Befund im Sinne eines „Steal“- Mechanismus zu einer Minderversorgung der caudalen Körperhälfte mit Blut und zu schweren Anomalien wie caudalem Regressionssyndrom oder Sirenomelie.

Wir berichten über einen Feten mit pränataler Diagnose einer SUA Typ II ohne weitere strukturelle Fehlbildungen, allerdings einer Darmatresie als Komplikation dieser Gefäßanomalie.

Kasuistik Eine 31-jährige 2- Gravida, 1- Para wurde nach e.m. durchgeführtem Firsttrimesterscreening in der 15. SSW mit dem Befund der fehlenden Darstellung beider Umbilicalarterien um die Harnblase bei uns vorgestellt. Die Sonographie bestätigte das Fehlen der Aa. umbilicales um die Harnblase und ergab im Querschnitt der Nabelschnur ein arterielles und ein venöses Gefäß. Im fetalen Saggitalschnitt konnte eine langes arterielles Gefäß mit Ursprung aus der Aorta auf der Höhe des Abgangs der A. mesenterica superior dargestellt werden. Dieses zog das Abdomen querend zur vorderen Bauchwand und mündete in den Nabelschnuransatz. Es lagen keine weiteren strukturellen Fehlbildungen vor, insbesondere war die caudale Körperhälfte normal entwickelt. Ab der 24. SSW kam es zu einer zunächst milden, im weiteren Verlauf dann progredienten Darmdilatation mit dem Verdacht auf eine Obstruktion. Die Geburt eines 2830g schweren Mädchens erfolgte in der 40+2 SSW spontan. Am 2. Lebenstag wurde eine Laparotomie mit Resektion eines atretischen Ileumanteils notwendig.

Schlussfolgerung Nur in wenigen in der Literatur beschriebenen Fällen wird über eine normale fetale Entwicklung bei SUA Typ II berichtet. Damit verbundene Komplikationen können allerdings Darmobstruktionen, Volvulus oder wie in diesem Fall eine Dünndarmatresie sein. Ursächlich könnte auch hier ein gewisser „Steal“- Mechanismus in der Blutversorgung einzelner Darmabschnitte sein. Über die Möglichkeit dieser Komplikationen wurden die Eltern bereits frühzeitig beraten.



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Article published online:
20 June 2022

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