Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S26
DOI: 10.1055/s-0042-1749552
Abstracts
Pränatalmedizin

Erfolgreiche intrauterine Sirolismus-Therapie eines fetalen kardialen Rhabdomyoms mit drohendem hypoplastischen Linksherzsyndrom

Sophia Antoniadis
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik
,
Michael O. Schneider
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik
,
Matthias W. Beckmann
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik
,
Tariq Abu-Tair
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Kinderkardiologie
,
Sven Dittrich
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Kinderkardiologie
,
Michael Wiesener
3   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 4
,
Florian Faschingbauer
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik
,
Florian Stumpfe
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik
› Author Affiliations
 

Vorstellungsgrund Die Vorstellung der 31-jährigen Patientin erfolgte mit 27+2 SSW in unserer pränataldiagnostischen Sprechstunde bei externem V.a. ein größenprogredientes kardiales Rhabomyom. Humangenetisch war mittels Amniozentese eine pathogenetische Variante im TSC2-Gen gesichert worden. Bei der Mutter war eine tuberöse Sklerose bekannt.

Initialer Ultraschallbefund Sonographisch zeigen sich zwei Rhabdomyome: im rechten Ventrikel mit 25x22 mm, im linken Ventrikel von 14x12 mm. Durch Stenosierung des linksventrikulären Ausflusstrakts schmaler linker Ventrikel und intermittierende retrograde Perfusion des Aortenbogens. Keine Anzeichen eines Hydrops fetalis.

Verlauf unter medikamentöser Therapie Aufgrund des hohen Risikos eines univentrikulären Kreislaufs bei drohendem hypoplastischen Linksherzsyndrom Beginn einer off-label-Therapie mit Sirolimus. Startdosis 3 mg pro Tag, Dosissteigerung bis Zielspiegel von zwischen 10 – 15 ng/ml erreicht. Hierunter kontinuierliche Größenregredienz des Rhabdomyoms bis 8 x 4 mm (Abbildung 2) und antegrade Perfusion der Aorta bei leichter Hypoplasie des linken Ventrikels mit normaler Kontraktilität.

Geburt Nach Geburtseinleitung komplikationslose Spontangeburt mit 39+2 SSW. Männliches Neugeborenes, apH 7,20 BE -7,5mmol/l; Apgar 9/10/10; Geburtsgewicht 3230 g (21. Perzentile), Länge 53 cm (60. Perzentile), Kopfumfang 35 cm (37. Perzentile)

Postpartaler Verlauf Postpartale Echokardiographie: Rhabdomyom linker Ventrikel von 7x6 mm; nahezu normale linksventrikuläre Parameter, kompensierte biventrikuläre Funktion. Rhabdomyom im rechten Ventrikel nicht mehr nachweisbar.

Entlassung des Neugeborenen am 16. Lebenstag ohne notwendige Interventionen.

Diskussion Nach unserem Kenntnisstand gibt es bisher keine publizierten Fälle einer intrauterinen Therapie mit Sirolimus bei fetalen kardialen Rhabdomyomen bei drohendem hypoplastischen Linksherzsyndroms. Bislang wurde eine pränatale Therapie mit Sirolimus bei fetalen kardialen Rhabdomyomen nur in zwei anderen Fällen beschrieben: Während im ersten Fall die Rhabdomyome zu einer supraventrikulären Tachykardie mit drohendem Hydrops führten, hatte der Fet im anderen Fall keine weiteren Komplikationen. In beiden Fällen konnte eine anschließende Tumorregression in utero ähnlich dem hier vorgestellten Fall gezeigt werden.

In allen Studien wurden keine größeren fetalen oder mütterlichen Nebenwirkungen berichtet. Die Daten zur intrauterinen Anwendung von mTOR-Inhibitoren sind jedoch begrenzt, und Sirolimus ist ein Immunsuppressivum, das bei Patienten zu verschiedenen Nebenwirkungen führen oder schädliche Auswirkungen auf das fetale Fortpflanzungssystem haben kann. Dies muss bei der Beratung von Patientinnen berücksichtigt werden, bevor eine intrauterine Therapie mit Sirolimus in Betracht gezogen wird. Es sind weitere Daten erforderlich, um die Sicherheit, Wirksamkeit und angemessenste Dosierung von oralen mTOR-Inhibitoren für die intrauterine Behandlung von fetalen Rhabdomyomen zu bestimmen.



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Article published online:
20 June 2022

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