Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S24
DOI: 10.1055/s-0042-1749547
Abstracts
Pränatalmedizin

Die Rolle der umbilico-cerebralen und cerebro-placentalen Ratio in der Prädikation des perinatalen Outcomes bei Schwangerschaften mit fetaler Wachstumsrestriktion

Daniela Willy
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster
,
Hannah Coenen
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster
,
Janina Braun
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster
,
Ann Helen Köster
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster
,
Mareike Möllers
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster
,
Ralf Schmitz
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster
,
Johannes Steinhard
2   Zentrum für Pränatale Medizin und Humangenetik Münster
,
Kathrin Oelmeier
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster
› Author Affiliations
 

Einleitung Eine fetale Wachstumsrestriktion tritt bei 5-10% aller Schwangerschaften auf. Hierbei wird häufig in „Small for gestational age“ (SGA) und „Intrauterine growth restriction“ (IUGR) unterschieden, wobei die Definitionen nicht einheitlich sind. Da es keine kausale Therapie gibt, ist die größte Herausforderung bei diesen Schwangerschaften häufig, den optimalen Entbindungszeitpunkt festzulegen, abwägend zwischen kindlicher Reife und möglicher Gefährdung bei Fortführung der Schwangerschaft.

Unterschiedliche Dopplerparameter zur Beurteilung der fetalen Versorgung sind bereits fest etabliert, hierzu zählen die Bestimmung des Pulsatilitätsindex der Arteria umbilicalis und der Arteria cerebri media. Auch die aus diesen Werten berechnete cerebro-placentale Ratio wird regelhaft bei fetaler Wachstumsrestriktion bestimmt. Neuere Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Umkehr dieser Ratio, also die umbilico-cerebrale Ratio, ungünstiges perinatales Outcome möglichweise besser vorhersagen kann als die bereits etablierte cerebro-placentale Ratio.

Das Ziel dieser retrospektiven Studie ist ein Vergleich der umbilico-cerebralen und cerebro-placentalen Ratio sowie weiterer etablierter Dopplerparameter bei Feten mit Wachstumsrestriktion, um die Vorhersagbarkeit ungünstiger perinataler Outcomes zu verbessern und damit die intrauterine Überwachung und Festlegung des Entbindungszeitpunktes zu optimieren.

Methodik In unsere retrospektive Studie wurden alle Schwangerschaften von 2005 bis 2019 mit fetaler Wachstumsrestriktion zwischen der 24. und 40. Schwangerschaftswoche eingeschlossen und in SGA und IUGR eingeteilt. Dopplerparameter der beiden Gruppen wurden erhoben und der Zusammenhang zwischen umbilico-cerebraler, cerebro-placentaler Ratio und Markern für perinatales Outcome analysiert. Hierfür wurden Regressionsanalysen und Receiver Operating Characteristics (ROC)-Kurven verwendet.

Ergebnisse In unsere Studie konnten 333 schwangere Patientinnen eingeschlossen werden, davon 161 mit IUGR und 172 mit SGA.

Bei fast allen untersuchten Outcome Parametern zeigte die umbilico-cerebrale Ratio eine höhere Assoziation als die cerebro-placentale Ratio, so beispielweise bei Frühgeburtlichkeit (OR: 5.85, CI 2.23-15.34), APGAR Score < 7 (OR: 3.52; CI 1.58-7.85) und Geburtsgewicht < 10. Perzentile (OR: 2.04; CI 0.97-4.28). In der Kombination unterschiedlicher Dopplerparameter zur Differenzierung zwischen SGA und IUGR war die umbilico-cerebrale Ratio der cerebro-placentalen Ratio zudem signifikant überlegen (OR: 0.065, 0.168-0.901; p = 0.027; OR: 0.810, 0.369-1.781; p = 0.601). Die ROC-Kurven zeigten hierbei für beide Parameter einen moderaten prädiktiven Wert.

Schlussfolgerung Sowohl die umbilico-cerebrale als auch die cerebro-placentale Ratio sind mit einer Vielzahl von Outcome Parametern gleichermaßen assoziiert. Jedoch zeigte die umbilico-cerebrale Ratio in unserem Patientenkollektiv eine höhere Korrelation für ungünstige Outcome Parameter, und könnte damit insbesondere in Hochrisiko-Schwangerschaften wertvolle zusätzliche Informationen geben.



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Article published online:
20 June 2022

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