Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S15-S16
DOI: 10.1055/s-0042-1749518
Abstracts
POCUS

Ultraschall-gestützte Blockade der Nn. supraclaviculares zur Analgesie operationsbedürftiger Claviculafrakturen

Eckehart Schöll
1   ORTHO-NOTFALL der Merian Iselin Klinik
,
Maria Rösli
1   ORTHO-NOTFALL der Merian Iselin Klinik
› Author Affiliations
 

Einleitung Claviculafrakturen (CF) sind schmerzhaft, da die Knochenfragmente durch die daran ansetzenden Muskeln oft stark disloziert sind und daher bei Schulter- und Halsbewegungen verschoben werden. In Notaufnahmen (NA) werden CF intravenös oder peroral analgesiert, was häufig ungenügend und nebenwirkungsreich ist. Unsere Studie untersucht die analgetische Wirksamkeit der selektiven ultraschallgestützten Blockade der Nervi supraclaviculares (NnSCl) bei operationsbedürftigen CF. Die NnSCl treten am Hinterrand des Sternocleidomastoideus durch die Lamina superficialis der tiefen Halsfaszie, wo sie mit einer hochauflösenden Ultraschallsonde lokalisiert werden können.

Patienten und Methoden Adulte Notfallpatienten mit singulären operationsbedürftigen CF wurden randomisiert in eine konventionelle Schmerztherapie- (kS) sowie eine Nervenblock-Gruppe (NB) unterteilt. Die kS-Patienten wurden auf der NA nach unserem Schmerzschema mit Fentanyl, Metamizol und Ibuprofen analgesiert. Die NB-Gruppe wurde mit einer ultraschallgestützten NnSCl-Blockade behandelt. Die Visualisierung der NnSCl erfolgte hierbei mit einer Linearsonde (LA4-18B, Samsung RS85 Premium Radiology), die Blockade mit 3-5 ml Bupivacain 0,5% plus 75µg Clonidin, welches über eine 24G-Nadel (PAJUNK SonoTAP) um die NnSCl herum injiziert wurde. Alle Patienten erhielten neben der bestehenden Analgesie bei Bedarf Reservemedikation. Über 24 Stunden wurden die Patienten hinsichtlich Nebenwirkungen, Zufriedenheit und Schmerzintensität (NRS) nachkontrolliert.

Resultate Von 12/2020 – 12/2021 wurden in unserer NA 24 Patienten mit OP-bedürftigen CF aufgenommen. Ein Patient lehnte die Studienteilnahme ab, bei zwei NB-Patienten wurde versehentlich der Nervus auricularis magnus statt der NnSCl blockiert. Somit wurden 21 Patienten (w 2; m 19) eingeschlossen: kS 6 (w 0; m 6); NB 15 (w 2; m 13). Das mittlere Patientenalter betrug 39 Jahre (min 17.6; max 58), die Frakturen waren hauptsächlich sportbedingt (Fahrrad 16, Ski 1, Fußball 2, andere 2). Die Latenz vom Eintritt bis zur Nervenblockade betrug bei der NB-Gruppe im Mittel 61 Minuten (min 11; max 180). Die NB-Gruppe zeigte nach der Blockade im Vergleich zur kS-Gruppe eine signifikant verbesserte Analgesie über die ersten 12 Stunden – mittlere NRS initial, nach einer Std., nach 2 Std., nach 4 Std., nach 6 Std., nach 12 Std., nach 24 Std.: 6, 1, 1, 1, 1, 3, 2. Dagegen war die mittlere NRS der kS-Gruppe: 6, 5, 5, 5, 5, 4, 5. Es traten keine gravierenden Block-bedingten Nebenwirkungen bei der NB-Gruppe auf.

Die Patienten wurden im Mittel nach 16:38 hh:min (Schnittzeit) operiert (min 2:39; max 41:25). Der mittlere Analgetikaverbrauch der kS-Patienten war für Ibuprofen (1240mg/24h) und Metamizol (3000mg/24h) signifikant höher als bei der NB-Gruppe: Ibuprofen 600mg/24h, Metamizol 1286mg/24h. Keine Unterschiede ergaben sich bei der Reservemedikation für Oxycodon über diesen Zeitraum.

Schlussfolgerung Ultraschall-gestützte NnSCl-Blockade ist eine sichere und zufriedenstellende Analgesie-Methode in der NA, um die Zeit bis zur Operation einer CF analgetisch zu überbrücken. Die Methodik erfordert genaue anatomische Kenntnisse, da die Nerven des Plexus cervicalis in der Area nervosa auf engstem Raum zusammenliegen und daher die Möglichkeit einer Verwechslung besteht.



Publication History

Article published online:
20 June 2022

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