Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S13
DOI: 10.1055/s-0042-1749511
Abstracts
MSK

Scherwellen-Elastografie in der Prävention von Überlastungsverletzungen im professionellen Fußballsport

Katharina Bauermeister
1   Klinikum Rechts der Isar der Technische Universität München
,
Wolfgang Bauermeister
1   Klinikum Rechts der Isar der Technische Universität München
› Author Affiliations
 

Hintergrund Die meisten sportbedingten Muskelverletzungen sind auf eine Überbeanspruchung zurückzuführen, die sich unbemerkt entwickeln, bis eines Tages Symptome scheinbar unerwartet "aus heiterem Himmel" auftreten. Physiotherapeuten ertasten bei Sportlern, die Überlastungsverletzungen aufweisen, bei der intraindividuellen Untersuchung erhöhte Steifigkeiten in der Myofaszie. Die Behandlungen konzentrieren sich darauf, eine geringere und intraindividuell ähnliche Steifigkeit zu erreichen. Die Wirksamkeit der Behandlung wird dann subjektiv durch Palpation und durch das Ausbleiben von Symptomen unter Belastung beurteilt. Ohne objektive quantifizierbare Messmethoden müssen die Athleten vorzugsweise von demselben Therapeuten behandelt werden, der sich mit seinem taktil-kinästhetischen Gedächtnis an die subjektive Steifigkeit erinnern kann. Therapeuten müssen über Jahre hinweg Erfahrung sammeln, um die Palpation zu beherrschen. Die Scherwellen-Elastografie ist eine objektive Methode zur Beurteilung der myofaszialen Steifheit und kann als Erweiterung der manuellen Palpation betrachtet werden. Standardmethoden zur Untersuchung der Steifigkeit wie Bewegungsumfang (ROM), Funktionstests (Hop Tests), erkennen von Muskel-Dysbalancen und Pedobarografie sind bekannte Instrumente zur Bewertung der Neigung zu Überlastungsverletzungen. Diese Tests sind indirekte Instrumente, während die SWE die myofasziale Steifigkeit direkt bewertet.

Zielsetzungen Ziel dieser Studie ist es, intraindividuelle Unterschiede in der Steifigkeit der unteren Extremitäten zu ermitteln. Muskeln und Faszien der Gliedmaßen von jungen Leistungsfußballern mit SWE zu untersuchen um diese Ergebnisse dann mit dem Bewegungsumfang, der Körperstatik und der Pedobarografie zu vergleichen.

Material und Methodik 20 männliche Fußballspieler (Alter 14,6 0,5 Jahre, BMI 20,8 ±1,4 kg m²) nahmen an dieser

Studie teil. Großflächige Scherwellen-Elastografie (LA-SWE) für die quantitative Messung

des Elastizitätsmoduls in kPa. Messpunkte der Muskeln und Faszien der unteren Gliedmaßen

wurden so ausgewählt, wie sie in der Elektromyografie verwendet werden. Es wurden 9 ROM-Messungen auf jeder Körperseite, die Körperstatik mit einem 4D Bodymapper und pedobarographische Messungen durchgeführt.

Ergebnisse Im intraindividuellen Vergleich zeigten alle Muskeln und Faszien eine signifikante unterschiedliche Steifigkeit – E bis zu 40,40 kPa (p<0,05). E des M. gluteus medius war im nicht dominanten Bein höher. Die ROM-Messungen waren im unteren Rücken, in der Hüfte und im Sprunggelenk eingeschränkt, zeigten aber keinen Unterschied zwischen dem dominanten und dem nicht- dominanten Bein.

Der Ferse-Gesäß Abstand war auf beiden Seiten erhöht aber ohne intraindividuellen Unterschied. Die Körperstatik war normal, jedoch die Druckverteilung des Fußes war in Richtung des Vorfußes verlagert, ohne eine Präferenz für das dominante oder nicht- dominante Bein.

Schlussfolgerung SWE ist ein eigenständiger Marker, der nicht mit anderen Funktionstests korreliert. Der Nutzen der SWE liegt in der Lokalisierung und objektiven Messung der Steifigkeit der Myofaszie. Region mit der der größten Steifigkeit könne so leicht gefunden und behandelt werden. Behandlungsmodalitäten könne mit SWE, unabhängig vom Untersucher, auf ihre Wirksamkeit hin untersucht werden. Um das Risiko für Überlastungsschäden durch erhöhte myofasziale Steifigkeit mittels der SWE beurteilen zu können, sind prospektive Studien erforderlich.



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Article published online:
20 June 2022

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