Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S11
DOI: 10.1055/s-0042-1749506
Abstracts
MSK

Ultraschall-Diagnostik von Insuffizienzfrakturen der Metatarsalia in der Notaufnahme bei negativem Röntgenbefund

Eckehart Schöll
1   ORTHO-NOTFALL der Merian Iselin Klinik
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Einleitung In den letzten fünf Jahren wird die Sonographie in Notaufnahmen (NA) zunehmend als Erstdiagnostikum bei Extremitätenverletzungen eingesetzt. Dies mag zum einen an der hohen Verfügbarkeit von Ultraschallgeräten in den NA liegen, zum anderen sind nicht nur Weichteil-, Sehnen- und Bandverletzungen sondern auch Frakturen rasch und eindeutig zu detektieren. Dabei ist die Frakturerkennung mit einer Sensitivität und Spezifität von jeweils über 90% höher als die der konventionellen Röntgendiagnostik.

Überraschenderweise wurden bereits vor über 40 Jahren radiologisch nicht sichtbare Insuffizienzfrakturen (IF) des Unterschenkels mittels Ultraschall (US) nachgewiesen. Die Diagnostik erfolgte damals noch ohne B-Bild-Visualisierung, sondern mittels Schmerzprovokation im vermuteten Frakturbereich bei US-Applikation von 0.75 MHz mit einer Energie von 1–3 W/cm².

Heute werden konventionell-radiologisch nicht erkennbare IF regelhaft mittels Magnetresonanztomographie (MRT) nachgewiesen. Eine häufige Lokalisation von IF ist hierbei der Mittelfussbereich, auch hier wird bei unauffälliger Röntgendiagnostik meist auf die MRT-Untersuchung ausgewichen, was aber in aller Regel keine operativen Konsequenzen hat.

In unserer NA erfolgt die primäre Diagnostik auch bei atraumatischen Schmerzen im Mittelfussbereich mittels US, ebenso wie bei Extremitätenverletzungen.

Fallberichte Wir berichten über zwei Patientinnen (59- und 74-jährig), welche unserer NA wegen Mittelfuss-Schmerzen zugewiesen wurden. Die jüngere Patientin war anamnestisch neuerdings etwa 15 km pro Tag gelaufen, während die ältere in den letzten Tagen keine besonderen Aktivitäten durchgeführt hatte. Zuvor war von den zuweisenden Stellen eine konventionelle Röntgenaufnahme der betroffenen Füsse veranlasst worden, welche als negativ befundet worden war.

Die US-Untersuchung der schmerzhaften Stellen des jeweiligen Fusses erfolgte mit einer 18 MHz Linear-Sonde. Es zeigte sich hierbei jeweils eine ununterbrochene aber irregulär konturierte Kortikalis der Metatarsalia III respektive II mit darauf befindlicher saumartiger Flüssigkeitskollektion und dopplersonografisch vermehrter Gefässinjektion.

Die Diagnose einer IF wurde gestellt und beide Patientinnen wurden mit einer harten Schuhsohle konservativ behandelt. Eine erweiterte Diagnostik mittels MRT erfolgte nicht. Die Kontroll-Röntgenaufnahmen der betroffenen Füsse wenige Wochen nach US-Diagnosestellung bestätigten bei vorhandener Kallus-Bildung später auch konventionell-radiologisch die Frakturen.

Schlussfolgerung Die sonographische Darstellung von Insuffizienzfrakturen des Mittelfusses weist ebenso wie die US-Untersuchung undislozierter Frakturen bei Extremitätenverletzungen Vorteile gegenüber der konventionellen Röntgendiagnostik auf. Besonders wenn die Symptomatik erst kurze Zeit besteht und daher noch keine radiologisch sichtbare Kallus-Bildung stattgefunden hat, ist die Sonographie an den schmerzhaften Stellen zielführend. Den Patienten kann die Pathologie unmittelbar am US-Monitor demonstriert werden, was in der Regel auch zu deren Verständnis der Fraktur führt. Eine erweiterte Diagnostik mittels MRT ist bei eindeutigem sonographischen Befund nicht notwendig.



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Article published online:
20 June 2022

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