Zeitschrift für Phytotherapie 2022; 43(S 01): S55
DOI: 10.1055/s-0042-1749309
Abstracts Poster | Phytotherapie 2022 – innovativ

Plastizität Tibetischer Rezepturen und botanische Variabilität der Wirkstoffe gemäß dem Verständnis der Tibetischen Medizin am Beispiel der Rezepturfamilie Padma 28

M Dal Cero
1   Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik und Botanischer Garten, Universität Zürich, Schweiz
,
D Pinto
2   Padma AG, Wetzikon, Schweiz
,
C Vennos
2   Padma AG, Wetzikon, Schweiz
› Institutsangaben
 

Einführung Rezepturen der Tibetischen Medizin werden von Tibet über Indien und Bhutan bis nach Burjatien (Sibirien) sowie seit über 50 Jahren auch in Europa angewendet. Wirkstoffen (Pflanzendrogen oder ihren Zubereitungen) wird aufgrund ihrer sensorischen Eigenschaften ein funktionelles Wirkprofil zugeordnet, das i.d.R. von verschiedenen botanischen Spezies erfüllt werden kann [1]. Es haben sich daher verschiedene Rezepturvarianten herausgebildet.

Ziel und Methode Am Beispiel der Rezeptur Gabur 25 wird die Robustheit Tibetischer Rezepturen und die botanische Plastizität der pflanzlichen Wirkstoffe gem. dem Verständnis der Tibetischen Medizin diskutiert.

Resultat Gabur 25 (bei entzündlichen Erkrankungen, Gefäß-/Durchblutungsstörungen, Lungenerkrankungen) liegt in verschiedenen Interpretationen mit 20–28 Wirkstoffen vor [2]. Ein Beispiel für die botanische Variabilität Tibetischer Wirkstoffe ist ut pal, für das meist Meconopsis sp. genannt werden, aufgrund seiner Charakteristika jedoch auch Akelei (Aquilegia vulgaris) oder Weißdorn (Crataegus sp.) eingesetzt werden kann. Die in der Literatur beschriebenen Rezepturvarianten zeigen, dass auch ein Weglassen oder Hinzufügen von Wirkstoffen möglich ist, ohne die Grundcharakteristik und das Anwendungsgebiet einer Tibetischen Komplexformel zu verändern ([Abb. 1]).

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Abb. 1

Diskussion Rezepturvarianten sind in der Tibetischen Medizin üblich. Die Äquivalenz von Phytowirkstoffen ist auch in Europa bekannt (z.B. Crataegus, Liquiritia, Arnica [3]). So sind z.B. auch europäische Pflanzen nach dem Verständnis der Tibetischen Medizin charakterisier- und einsetzbar.

Die Plastizität Tibetischer Rezepturen zeigt für die Zukunft der Phytotherapie Möglichkeiten auf, Herausforderungen wie Klimawandel, Artensterben und Bewahrung der Biodiversität zu begegnen und gleichzeitig den Schatz an etablierten Phytotherapeutika zu bewahren und sogar zu erweitern.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Juni 2022

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