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DOI: 10.1055/s-0042-1748610
Schwangere mit tief infiltrierender Endometriose wünschen sich mehr Beratung – Ergebnisse einer retrospektiven Patientinnenbefragung
Einleitung Bis zu 10% der Frauen im reproduktionsfähigen Alter leiden unter Endometriose. Insbesondere die tief infiltrierende Endometriose erhöht das Risiko für einen unerfüllten Kinderwunsch sowie vermutlich für geburtsmedizinische Komplikationen, wie Plazenta previa, Frühgeburt oder die Entstehung einer Narbenendometriose nach einem Kaiserschnitt. In einer retrospektiven Patientinnenbefragung sollte die Perspektive von Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose auf die folgenden Themen erhoben werden: Zufriedenheit mit der ärztlichen Beratung zu Endometriose als Risikofaktor in der Schwangerschaft, ungedeckter Beratungsbedarf, endometriosebedingte Symptome während und nach der Schwangerschaft.
Material und Methodik Teilnehmerinnen an der Befragung waren Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose entsprechend ENZIAN A, B, C oder FI, die sich zwischen 2015 und 2019 in der Endometriosesprechstunde an der Charité Universitätsmedizin Berlin vorgestellt und einen ersten Einling mit einem Geburtsgewicht über 500g geboren hatten.
Ergebnisse 41 Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose wurden in die Studie eingeschlossen. Sie waren bei der ersten Geburt im Median 29 Jahre alt. 13 von 41 Schwangerschaften (32%) waren durch IVF oder ICSI entstanden. 24 von 41 Befragten (59%) hätten sich präkonzeptionell mehr Beratung zu Schwangerschaft bei tief infiltrierender Endometriose gewünscht. 33 von 41 Befragten (81%) betrachten Schwangerschaften bei Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose als Risikoschwangerschaften. 20 von 41 Teilnehmerinnen (49%) gaben an, Sie hätten ihre Familienplanung anders gestaltet, wenn sie früher von ihrer Diagnose erfahren hätten. Bei 22 von 41 Teilnehmerinnen (54%) waren die Symptome durch Endometriose nach der ersten Schwangerschaft genauso schlimm wie oder schlimmer als vor der Schwangerschaft.
Diskussion Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose wünschen sich eine frühe Diagnose und vollumfängliche Beratung zu den Themen Schwangerschaft und Geburt. Diese sind entscheidend für die Familienplanung der Patientinnen und Voraussetzung für eine partizipative Entscheidungsfindung zum Beispiel im Rahmen der Geburtsplanung.
Hinweis Der Abstract beruht auf der 2021 von Laura Ortlieb an der Charité – Universitätsmedizin Berlin vorgelegten Dissertation „Adenomyose und tief infiltrierende Endometriose als Risikofaktoren in der Geburtsmedizin – systematischer Review und retrospektive Fall-Kontroll-Studie“.
Publication History
Article published online:
11 May 2022
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