Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2022; 19(02): e41-e42
DOI: 10.1055/s-0042-1748448
Abstracts | DGS

Erschwerte Diagnostik von Mammakarzinom nach Brustaugmentation durch freies Silikon

D.T.-A. Tran
1   Rotkreuzklinikum München Frauenklinik, München, Deutschland
,
E. Bensmann
1   Rotkreuzklinikum München Frauenklinik, München, Deutschland
,
K. Faltl
1   Rotkreuzklinikum München Frauenklinik, München, Deutschland
,
S. Grandl
1   Rotkreuzklinikum München Frauenklinik, München, Deutschland
,
K. Hellerhoff
1   Rotkreuzklinikum München Frauenklinik, München, Deutschland
,
M. Braun
1   Rotkreuzklinikum München Frauenklinik, München, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Trotz berichteter schwerer Komplikationen ist die Injektion von freiem Silikon seit Jahrzehnten eine angewandte Form der Brustaugmentation [1]. Das Silikon wird dabei in den Retromammärraum, direkt in die Brustdrüse, oder subkutan injiziert. Obwohl der Eingriff bisweilen zu kurzfristiger kosmetischer Zufriedenheit führt, treten im Verlauf häufig und mitunter schwerwiegende Komplikationen auf [2, 3]. Zudem ist die Diagnostik von Mammakarzinomen erschwert, da die Beurteilbarkeit von Palpation und Bildgebung stark eingeschränkt sind [4, 5].

Patientenvorstellung Die 46-jährige Patientin präsentierte sich in unserer Klinik nach Brustaugmentation mittels Silikonimplantaten und Injektion von freiem Silikon vor 10 Jahren im Ausland. Die Augmentation erfolgte ambulant und initial komplikationslos. Seit vier Jahren beklagte die Patientin progrediente Schmerzen der Mammae und Axillae beidseits sowie trophische Störungen der Haut. In der körperlichen Untersuchung imponierten multiple derbe Tastbefunde subkutan und tastbare Lymphknoten in den Axillae beidseits. Bildgebend zeigten sich axillär multiple silikontypische Lymphknoten sowie eine extrem eingeschränkte mammo- und sonographische Beurteilbarkeit hinsichtlich einer Tumordetektion aufgrund multiplen röntgendichten Strukturen und dadurch ausgedehnten Schallschatten. Bei bestehenden Beschwerden durch das subkutan liegende freie Silikon und eingeschränkter bildgebender Beurteilbarkeit wäre hier die (Nipple-sparing) Mastektomie die einzige kausale Therapie.

Diskussion Die Injektion von freiem Silikon als kosmetische Brustaugmentation birgt viele Risiken. Neben rezidivierender Mastodynie, lokaler Infektion, Autoimmunreaktion und Speicherung des Silikons in den axillären Lymphknoten erschweren die Injektionen die bildgebende Mammadiagnostik. Zum Ausschluss eines Malignoms ist ein ergänzendes MRT unerlässlich. Die Therapie der Symptome ist meist nur durch Mastektomie oder Extirpation der Silikonome axillär zu erreichen, weswegen strengstens von diesen Eingriffen abgeraten werden sollte.



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Article published online:
21 June 2022

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