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DOI: 10.1055/s-0042-1748432
Phylloidestumor und empfohlene Resektionsabstände
Patientenvorstellung Vorstellung einer 70-jährigen Patientin mit einem schnell wachsenden Tastbefund der rechten Mamma. Klinisch präsentierte sich eine ca. 10-12 cm große quadrantenübergreifende Vorwölbung, mit zystischen und soliden Anteilen in der Sonographie. Die histologische Sicherung ergab einen benignen Phylloidestumor. Es erfolgte die tumorlageadaptierte Mammareduktionsplastik rechts. Die endgültige Histologie ergab einen Borderline Phylloidestumor. Die Resektion erfolgte mit einem zirkulären Sicherheitsabstand von 0,1 cm.
Hintergrund Die Empfehlungen bezüglich der Resektionsränder bei der operativen Entfernung von Phylloidestumoren haben sich in den letzten Jahren geändert.
Diskussion Phylloidestumore machen weniger als 1 % aller Brusttumore aus. Sie werden anhand histologischer Kriterien in benigne, borderline und maligne unterteilt. Die Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berücksichtigt die Stromazellularität und -überwucherung, Zellatypien, Anzahl der Mitosen und die Beschaffenheit der Tumorgrenzen. Eine operative Therapie ist indiziert. Da insbesondere borderline und maligne Phylloidestumoren hohe Lokalrezidivraten aufweisen, sind die Resektionsabstände von besonderer Bedeutung.
Das National Comprehensive Cancer Network (NCCN) empfiehlt unabhängig von der Dignität des Tumors einen Resektionsabstand von mind. 1 cm. Die AGO (Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie) hingegen nennt für borderline und maligne Phylloidestumoren einen Resektionsabstand von mind. > 0,1 cm als ausreichend. Bei benignen Phylloidestumoren scheint die Lokalrezidivrate auch im Falle der R1-Resektion nicht erhöht, es kann ein konservatives Vorgehen diskutiert werden.
Zusammenfassung Der ideale Resektionsabstand richtet sich nach Dignität des Tumors. Bei malignen und borderline Phylloidestumoren sollte ein Abstand von > 0,1 cm gewährleistet werden. Nur bei benignen Phylloidestumoren kann bei einem R1-resezierten Tumor nach entsprechender Risikoaufklärung auf eine Nachresektion verzichtet werden.
Publication History
Article published online:
21 June 2022
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Georg Thieme Verlag
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Germany