Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2022; 19(02): e33
DOI: 10.1055/s-0042-1748425
Abstracts | DGS

Prognose-Scores bei zerebral metastasiertem Mammakarzinom

I. Popp
1   Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Strahlenheilkunde, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
T. Göbel
1   Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Strahlenheilkunde, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
J. Scholber
1   Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Strahlenheilkunde, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
C. Nieder
2   Nordland Hospital, Klinik für Onkologie und Palliativmedizin, Bodø, Norwegen,
3   Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität von Tromsø, Institut für Klinische Medizin, Tromsø, Norwegen,
,
I. Juhasz-Böss
4   Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Frauenheilkunde, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
A.L. Grosu
1   Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Strahlenheilkunde, Freiburg im Breisgau, Deutschland
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Das Mammakarzinom ist die zweithäufigste Ursache für Hirnmetastasen. Es wurden bisher Prognose-Scores zur Vorhersage der Lebenserwartung entwickelt, jedoch nur bei Erstdiagnose. Ziel dieser Studie war die Identifikation von prognostischen Scores, die auch bei Rezidiven bzw. neu aufgetretenen Hirnmetastasen valide sind.

Materialien und Methoden 149 Patientinnen mit zerebral metastasiertem Mammakarzinom wurden eingeschlossen, deren Hirnmetastasen 2010–2017 bestrahlt worden waren. Zu den Zeitpunkten der ersten drei Strahlentherapie-Serien wurden klinische Parameter erfasst, Prognose-Scores erhoben und Überlebenszeiten errechnet. Folgende Scores wurden mithilfe der Kaplan-Meier-Methode und des Log-Rank-Tests auf ihre Gültigkeit im Verlauf der Therapie überprüft: RPA („recursive partitioning analysis“), GPA („graded prognostic assessment“), ds-GPA („diagnosis-specific [Breast]-GPA“) und der modifizierten ds-GPA Score. Der Einfluss einzelner Faktoren auf das Überleben wurde ebenfalls untersucht.

Ergebnisse Das mediane Überleben ab Zeitpunkt der ersten Serie war 16 Monate. 56 der 149 Patientinnen erhielten eine zweite und 20 Patientinnen noch eine dritte Behandlungsserie, bei einem medianen Überleben von 11 bzw. 10 Monaten. Alle Prognose-Scores erwiesen sich in der ersten Behandlungsserie als signifikant (p<0,001). Nur die Diagnose-spezifischen Scores (Breast-GPA und modifizierter Breast-GPA) waren ab Beginn der zweiten Serie zuverlässig (p<0,001 und p=0.007). Prognostische Faktoren, die sich sowohl in der univariaten als auch in der multivariaten Analyse als signifikant erwiesen waren der Karnofsky Performance Status, der HER2/neu-Status und das Vorliegen einer Meningiosis carcinomatosa.

Zusammenfassung Die Studie untersuchte erstmalig die Wertigkeit prognostischer Scores im Verlauf einer Therapie bei Patientinnen mit zerebral metastasiertem Mammakarzinom. Diagnose-spezifische Scores zeigten sich vielversprechend, ihre Gültigkeit bleibt aber in größeren Kohorten zu überprüfen.



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Article published online:
21 June 2022

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