Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2022; 19(02): e12
DOI: 10.1055/s-0042-1748368
Abstracts | DGS

Strahlendermatitis – eine interdisziplinäre Herausforderung

M.-C. Drop
1   Agaplesion Markus Krankenhaus, Klinik für Gnäkologie und gynäkologische Onkologische, Frankfurt am Main, Deutschland
,
P. Kiene
1   Agaplesion Markus Krankenhaus, Klinik für Gnäkologie und gynäkologische Onkologische, Frankfurt am Main, Deutschland
,
M. Thill
1   Agaplesion Markus Krankenhaus, Klinik für Gnäkologie und gynäkologische Onkologische, Frankfurt am Main, Deutschland
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Zielsetzung Ziel dieser Fallvorstellung ist es, die komplexe und interdisziplinäre Behandlung bei chronischer Strahlendermatitis mit Fibrose nach Radiotherapie zu veranschaulichen.

Materialien/ Methoden Wir stellen den Fall einer 70-jährigen Patientin vor, die sich sieben Jahre nach Abschluss der Restbrustbestrahlung links nach brusterhaltender Therapie mit einem nodal-negativen, bifokal invasiv-duktalem Mammakarzinom bei uns vorstellt.

Ergebnisse Klinisch imponiert eine Anisomastie zugunsten der rechten Mamma, die linke Mamma zeigt eine ausgeprägte Verhärtung der Haut sowie bei 2 Uhr 5cm MA eine Hautrötung von 2x2cm mit zentraler Verschorfung und Exsudation. Weitere Hautveränderungen bei 10 Uhr und 1 Uhr. Sonographisch ist die linke Mamma aufgrund von Schmerzen nur eingeschränkt beurteilbar, es zeigt sich kein suspekter Herdbefund. Durchführung einer Punch- bei 2 Uhr und mehrerer fächerförmiger Stanzbiopsien o/a. Diese ergeben histologisch eine chronische Strahlendermatitis und fibröse Mastopathie B2. Zum sicheren Ausschluss eines Rezidivs erfolgt die MR-Mammographie. Diese ergibt den Verdacht auf ein invasives Rezidiv links bei 11 Uhr, brustwandnah, MRM-BI-RADS: 1 rechts, 4 links. Die MR-gesteuerte Biopsie bei 11 Uhr zeigt eine LIN2, sodass die Indikation zur Operation gestellt wird. Bei ausgeprägter Strahlendermatitis und Fibrose wird die modifiziert radikale Mastektomie mit Anlage eines VAC-Verbandes durchgeführt. Die endgültige Histologie bestätigt eine LIN2 ohne Hinweis auf ein Karzinom. Im Anschluss erfolgt die Defektdeckung mittels großflächiger kranio-kaudaler fasziokutaner Vorschublappenplastik durch die plastische Chirurgie.

Zusammenfassung Anhand dieses Falles wird die komplexe Behandlung bei chronischer Strahlendermatitis, aber auch das Spannungsfeld zwischen Strahlenschaden und Malignität ersichtlich. Bei Diskrepanz zwischen Pathologie und Bildgebung sollte weitere Diagnostik erfolgen und bei OP-Indikation das Prozedere interdisziplinär durchgeführt werden.



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Article published online:
21 June 2022

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