Entwicklung des Lebensstils bei Patient*innen mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum über 2 Jahre nach Krankenhausaufenthalt

Hintergrund Es ist wenig über den Verlauf des Lebensstils von Patient*innen nach einem Krankenhausaufenthalt bekannt. Die Studie untersucht, wie sich gesundheitsrelevante Lebensstilfaktoren wie Gemüse- und Obstverzehr, körperliche Aktivität, Körpergewicht und Tabakrauchen bei Krankenhauspatient*innen mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum über zwei Jahre nach Entlassung entwickeln.

Methoden Alle stationär neu aufgenommenen 18-64-jährigen Patient*innen auf 13 Stationen der Fachabteilungen Innere Medizin, Chirurgie, Unfallchirurgie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald wurden im Rahmen einer randomisierten Kontrollgruppenstudie (RCT) systematisch gescreent (Teilnahme 92%). Von den Patient*innen mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum (Alcohol Use Disorder Identification Test [AUDIT]-Consumption≥4 [Frauen] /≥5 [Männer]) und ohne Hinweis auf eine Alkoholgebrauchsstörung (AUDIT<20) nahmen n=961 am RCT teil (Teilnahme 81%). Für die vorliegende Studie wurden Daten der Kontrollgruppe (n=220), die über die Routinebehandlung hinaus keine weitere Intervention erhielt, analysiert. Gewichtszunahme wurde mittels Body-Mass-Index, Gemüse- und Obstverzehr über die Anzahl der Portionen pro Tag, körperliche Aktivität mittels sportlicher Aktivität pro Woche und Tabakrauchen mittels Rauchstatus und Zigaretten pro Tag zu Baseline und nach 6, 12, 18 und 24 Monaten gemessen (Teilnahme 81–89%). Die Entwicklung der verhaltensbasierten Risikofaktoren wurde mittels latenter Wachstumskurvenmodelle analysiert.

Ergebnisse Die Krankenhauspatient*innen mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum hatten nach 24 Monaten einen signifikant höheren Body-Mass-Index (ΔM=0,41; p=0,01), berichteten signifikant weniger körperliche Aktivität (ΔM=-0,199; p=0,04) und eine geringere Anzahl von Zigaretten pro Woche (Incidence rate=2,44; p<0,001) gegenüber Baseline. Der Gemüse- und Obstverzehr blieb unverändert (ΔM=0,13; p=0,11).

Fazit Energiebilanz-assoziierte Risikofaktoren scheinen sich 2 Jahre nach Krankenhausaufenthalt unter Patient*innen mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum ungünstiger, der suchtmittelbezogene Risikofaktor Tabakrauchen günstiger zu entwickeln. Unter Berücksichtigung der Assoziation der verhaltensbasierten Risikofaktoren mit der Entwicklung nichtübertragbarer Erkrankungen, unterstreichen die Erkenntnisse die Notwendigkeit von individualisierten Interventionen, die multiple Verhaltensweisen adressieren. Das Krankenhaus ist dafür ein mögliches Setting.

Publication History

Article published online:
14 June 2022