Entwicklung und erste Evaluation eines geriatrischen Assessments in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

Im Rahmen des demographischen Wandels wird die Anzahl der älteren Patienten auch in der HNO-Heilkunde weiter steigen. Obwohl bekannt ist, dass eine erhöhte Frailty mit erhöhten perioperativen Risiken und ökonomischen Aufwendungen verbunden ist, wird ein geriatrisches Assessment in der HNO bislang nicht eingesetzt. Ziel der Studie war eine Evaluation, ob ein solches auch für die HNO erforderlich bzw. sinnvoll ist.

Es wurde ein kurzer Screeningbogen (Bochumer Geriatrie Bogen, BGB) entwickelt, bestehend aus 8 Fragen (Sensorik, soziales Umfeld, körperlicher Zustand, Polypharmazie und Kognitionskurztest AMT4) mit Handlungsempfehlungen und Cut-Off-Werten für eine geriatrische Weiterversorgung. Dieser wurde an 25 stationären HNO-Patienten im Alter von 77,8 (69,5-95,9) Jahren ebenso wie ISAR, LACHS, MoCA-HI, Barthel-Index, GeriatricDepressionScale, Charlson-Komorbiditäts-Index erfasst.

Bei der Hälfte der Patienten wurden Handlungsempfehlungen gegeben (Hör- oder Sehtest 17, Schluckuntersuchung 6, Kognitionstest 3, Physiotherapie 7, Deeskalation einer Polypharmazie 11, Ernährungsteam 2, Sozialdienst 5) oder eine geriatrisches Konsil empfohlen. Der BGB Score korrelierte mit LACHS und ISAR. Alle fünf Patienten, die im LACHS mindestens 7 Punkte erreichten, waren auch im BGB auffällig.

Der Bochumer Geriatrie Bogen bietet eine gute Möglichkeit, rasch das geriatrische Risikoprofil von älteren Patienten zu erfassen und deren Versorgung durch die Umsetzung der konkreten Handlungsempfehlungen im Rahmen des HNO-Alltages zu verbessern.

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2022