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DOI: 10.1055/s-0042-1746407
Was bringt das TBENAGER-Projekt für den ÖGD?
Das Projekt „TBENAGER“ wurde 2017 als Konsortialprojekt im Rahmen des Zoonose-Forschungsprogramms des BMBF ins Leben gerufen. Ziel dieses Projekts ist es neue Daten zur FSME, der Übertragung des FSME-Virus in der Natur und der Pathogenese und Immunologie zu erheben, die ein besseres Verständnis und damit verbesserte Möglichkeiten der Surveillance, Prophylaxe und ggf. Bekämpfungsmaßnahmen in der Natur erlauben. Insgesamt waren neun Partner des ÖGD, der Bundes-Resort-Forschungseinrichtungen und Universitäten beteiligt und mehrere Landesgesundheitsämter assoziiert.
Die insbesondere vom RKI erhobenen epidemiologischen und klinischen Daten von Patienten zeigen die FSME in einem neuen Licht. Es handelt sich insgesamt um eine deutlich schwerere Erkrankung als bisher angenommen. Auch die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen scheint deutlich schwerer zu erkranken als bisher angenommen.
Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf einem besseren Verständnis der Öko-Epidemiologie der Erkrankung und ihres Erregers. Die genaueren Kenntnisse der Ausdehnung und Struktur von Übertragungsarealen und deren Dichte erlaubt den Einrichtungen des ÖGD eine sehr viel genauere Risikoeinschätzung und damit auch eine bessere Grundlage für gezielte Beratung zur Prophylaxe und Prävention. Epizootologische Untersuchungen an Wildtieren führen zum Nachweis einer FSME-Virus-Zirkulation in Regionen, in denen bisher die FSME beim Menschen nur sporadisch oder gar nicht aufgetreten ist. Diese Untersuchungen können zukünftige Übertragungsareale und -Expositionen aufzeigen und zu präventiven Maßnahmen führen, bevor Erkrankungsfälle beim Menschen auftreten. Zusätzlich können die Untersuchungen beitragen, z.B. bei der Auswahl von Arealen für Waldkindergärten oder Kinderspielplätze zu helfen. Die Untersuchungen können u.a. bei der Aufklärung von Impfversagern helfen, da hierfür auch die lokal zirkulierenden FSME-Virusstämme relevant sind. Die pathogenetische Charakterisierung der zirkulierenden FSME-Virusstämme helfen ebenfalls bei der Einschätzung eines Infektionsrisikos und des zu erwartenden Manifestationsindex schwerer Erkrankungen.
Das TBENAGER-Projekt ist damit ein sehr gutes Beispiel, dass für Zoonosen nur die Gesamtschau im Rahmen eines „One Health“-Ansatzes die Informationen für ein Verständnis der an der Übertragung beteiligten Faktoren liefern kann als Grundlage für ÖGD-Beratungen und Entscheidungen.
Interessenskonflikte: -
Fachausschuss Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
Vorträge
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022
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Georg Thieme Verlag
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