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DOI: 10.1055/s-0042-1745574
Gesundheitsvorsorge für Menschen in Unterkünften
Aufsuchender medizinischer Dienst in Unterkünften für Flüchtlinge und Wohnungslose – ein Münchner Modell Hintergrund: In München sind 12.000 Menschen in etwa 90 Unterkünften für Flüchtlinge und Wohnungslose untergebracht. Der Sozialdienst vor Ort vermittelt Arztbesuche, ist jedoch nicht aufsuchend tätig und kann weder Case Management noch Begleitung bei komplexen medizinischen Fällen leisten. Insbesondere die Betreuung von Menschen mit chronischen Erkrankungen wird als problematisch beurteilt. Sie beruht auf der Eigeninitiative Betroffener, sich aktiv an Hilfen zu wenden. Dies ist vielen aufgrund der Schwere der Erkrankung oder einer Sozialisierung mit anderen Gesundheitskonzepten nicht möglich. Die Gesundheitskompetenz dieser Menschen ist zu stärken. Zudem bedarf es einer Vermittlung in das Gesundheitssystem, welches Defizite bei der Aufnahme dieser Zielgruppe aufweist. Frage: Wie sind vulnerable Gruppen in Unterkünften erreichbar und ins Gesundheitssystem zu vermitteln? Ergebnisse: Gruppenveranstaltungen vor Ort und Beratungsangebote außerhalb der Unterkunft werden nur von ca. 30% der Bewohner*innen wahrgenommen. Für die Mehrheit, besonders für vulnerable Gruppen, sind diese Angebote zu hochschwellig. Sie benötigen einen aufsuchenden, nachgehenden Beratungsdienst mit Sprachmittlung. Das Gesundheitsreferat baute ein Team aus drei Berufsgruppen auf, die allen Altersgruppen gerecht werden: Familienhebammen, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege. Aufgabenprofil ist die individuelle Beratung zu gesundheitlichen Themen, Stärkung der Gesundheitskompetenz und bei Bedarf Case Management und Begleitung in das Gesundheitssystem. Dabei werden Kindeswohl und Erwachsenengefährdung besonders beachtet. Ein aufsuchender Dienst identifiziert eine deutlich höhere Rate vulnerabler Personen, die krankheitsbedingt oder anderweitig ein Angebot nicht aktiv aufsuchen können. Fazit: Aufsuchende Dienste sind unerlässlich. Sie sollten in den Unterkünften für Wohnungslose zukünftig für alle Menschen bis ins hohe Alter angeboten werden, um vulnerable Gruppen medizinisch zu beraten und eine ausreichende gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten. Nicht nur das Individuum muss sich um seine Gesundheitskompetenz bemühen, sondern eine niederschwellige Ergänzung des Gesundheitssystems sollte aufgebaut werden, um die Inanspruchnahme durch alle Zielgruppen zu ermöglichen.
Interessenskonflikte keine, Führungsposition, verbeamtet
Workshops
Publication History
Article published online:
26 April 2022
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14,70469 Stuttgart, Germany