Implementierung der Internationalen Gesundheitsvorschriften in Deutschland 2019 – Joint External Evaluation (JEE) der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Hintergrund Die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) 2005 haben das Ziel, die grenzüberschreitende Ausbreitung von Krankheiten zu verhüten und zu bekämpfen, davor zu schützen und dagegen Gesundheitsschutzmaßnahmen einzuleiten. Dazu müssen entsprechende Kapazitäten vorgehalten werden. Seit 2016 wird von der WHO die Durchführung einer freiwilligen externen Evaluierung, Joint External Evaluation (JEE), empfohlen, um den Stand der Umsetzung der IGV zu bewerten. Vom 25.-29.11.2019 hat sich Deutschland erstmals im Rahmen einer JEE freiwillig evaluieren lassen.

Methoden Bei einer JEE werden anhand von 49 Indikatoren 19 Themenbereiche wie bspw. Gesetzgebung, Koordination, Krisenplanung und -reaktion bewertet (1). Dabei stehen der One Health- und der All-Gefahren-Ansatz im Vordergrund.

Zunächst erfolgt eine Vorbewertung der Kapazitäten und des Stands der Implementierung der IGV in einem partizipativen und sektorenübergreifenden nationalen Prozess. Anschließend wird diese Vorbewertung mit einer von der WHO zusammengestellten internationalen Expertengruppe kritisch diskutiert. Ergebnis der JEE ist ein von der WHO veröffentlichter Bericht, der spezifische Stärken und Entwicklungspotenziale in den evaluierten Bereichen benennt.

Ergebnisse Bei der JEE in Deutschland waren>100 Expert:innen aus verschiedenen Sektoren involviert. Diese erstellten eine Vorbewertung, wozu 2 Workshops gehalten wurden. Die internationale Expertengruppe, die Ende November 2019 die externe Evaluierung durchführte, stammten aus 6 WHO-Mitgliedstaaten, internationalen Institutionen und der WHO selber.

Sie schloss sich in vielen Punkten den nationalen Einschätzungen an, zumeist waren die Kapazitäten voll erfüllt. Entwicklungspotenziale wurden u.a. in den Bereichen digitale Surveillanceinstrumente, Strategie für Personalausstattung und Training, Grenzübergangsstellen und Risikokommunikation identifiziert. Insgesamt wurden über 50 Empfehlungen für weitere Verbesserung der Umsetzung der IGV in Deutschland formuliert. Der finale JEE-Bewertungssbericht wird noch veröffentlicht werden, pandemiebedingt wurde die Abstimmung verzögert.

Schlussfolgerung Durch das Feedback der internationalen Expertengruppe kurz vor Beginn der COVID-19-Pandemie war Deutschland bzgl. der Schwächen wie z. B. im Bereich Personalausstattung, digitale Surveillanceinstrumente oder einheitliches Krisenmanagement in einem föderalen Staat sensibilisiert. Dadurch konnten Maßnahmen der Gegensteuerung schnell begonnen werden.[1] [2]

Interessenskonflikte Es besteht kein Interessenskonflikt

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022

• Literatur

• 1 Joint external evaluation tool: International Health Regulations (2005), second edition. Geneva: World Health Organization; 2018. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO
• 2 Robert Koch-Institut: Joint External Evaluation (JEE), abrufbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/IGV/JEE.html (letzter Zugriff: 27.10.2021)