Gesundheitswesen 2022; 84(04): 400-401
DOI: 10.1055/s-0042-1745567
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Psychiatrie
Vorträge

Sozialpsychiatrische Dienste in der Corona-Pandemie? -Eine bundesweite Erhebung

Matthias Albers
1   Gesundheitsamt Stadt Köln, Soziale Psychiatrie, Köln, Germany
,
Erven Sabine
2   Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. , Fachreferentin, Hannover, Germany
,
Ralf Bispinck
3   Gesundheitsamt Dortmund, Sozialpsychiatrischer Dienst, Dortmund, Germany
› Author Affiliations
 

Einführung Seit Frühjahr 2020 war die Arbeit der Sozialpsychiatrischen Dienste (SpDi) stark beeinflusst durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Personal wurde für die Unterstützung des Infektionsschutzes in Nachverfolgung und Kontaktmanagement abgezogen. Zur Kontaktvermeidung wurden mancherorts Teile der Mitarbeiterschaft ins Home Office geschickt. Face to face Beratungskontakte und Hausbesuche konnten nur bei dringender Indikation und sofern Schutzausrüstung verfügbar war erfolgen. Übliche Anlaufstellen und Hilfsangebote für psychisch kranke Menschen waren geschlossen, psychiatrische Kliniken reduzierten massiv die Belegung. Ambulante Behandlungskontakte wurden auf das Allernotwendigste reduziert.

Vorgehen Zum Stichtag 1.6.2021 führte das „Bundesweite Netzwerk Sozialpsychiatrischer Dienste“ (BNSpDi) in Kooperation mit dem Fachausschuss Psychiatrie des BVÖGD eine bundesweite anonyme Onlinebefragung durch, um Einschränkungen wie Innovationen durch die Pandemie zu erfassen. Es gingen 141 auswertbare Antworten ein. Die mittlere Rücklaufquote betrug 34% .

Ergebnisse In 82 SpDis (58%) war im ersten Halbjahr 2021 noch Personal für den Coronaeinsatz abgezogen. In 85% waren diese Mitarbeitenden seit Beginn der Pandemie 2020 durchgehend herangezogen worden, in 4% nur für bis zu 6 Monaten, in ca. 1% nur für 1-2 Monate. Das Volumen in Anspruch genommene Personalvolumen variierte zwischen den Gebietskörperschaften stark. Zum Zeitpunkt der Befragung (Juni 2021) waren in 101 Diensten (72%) wieder alle Mitarbeitenden verfügbar. Die Frage nach neu übernommenen zusätzlichen Aufgaben im Bereich der psychosozialen Versorgung und Krisenintervention für Personen außerhalb des Kernklientels wurde von 38% bejaht. Dabei handelte es sich z. B. um Beratung und Unterstützung von Menschen, die aufgrund der eigenen Corona-Erkrankung oder durch Corona-Maßnahmen in psychische/seelische Not geraten, Beratung für das Coronateam, Übernahme von Hausbesuchen anderer Dienste, Sicherstellung der medikamentösen Versorgung bei chronisch kranken Menschen, Online-Gruppenangebote, Online-Einzelberatung, Telefonische Einzelberatung. Hierbei spielte die Funktion als Ausfallbürge für die coronabedingt geschlossenen Elemente des Versorgungssystem eine große Rolle. Besonders häufig als zukünftig beizubehalten genannt wurden: Online-Einzelberatung, Videokonferenzen für Dienstbesprechungen und Gremien, Onlinefortbildungen, Mobiles Arbeiten.

Interessenskonflikte keine

Fachausschuss Zahnmedizin



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Article published online:
26 April 2022

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