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DOI: 10.1055/s-0042-1745566
Aktivitäten der Sozialpsychiatrischen Dienste während der Coronapandemie
Die COVID-19 Pandemie hat in kürzester Zeit die psychiatrische Versorgung in verschiedener Hinsicht erheblich verändert. Durch die Umstrukturierung der stationären Versorgung im ersten Lockdown waren weniger Behandlungsplätze da. Gleichzeitig standen die ambulanten komplementären Dienste nicht im gewohnten Umfang zu Verfügung [1]. Die Sozialpsychiatrische Dienste (SpDi) fungierten häufig als Ausfallsbürge für diese Dienste, obwohl ein erheblicher Teil des Personals zeitweise für Aufgaben des Infektionsschutzes abgezogen wurde [2] [3]. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen war die – bis vor Kurzem für fast undenkbar gehaltene – Digitalisierung der Kommunikation mit den Klienten für viele SpDi eine gute Alternative. Telefonische Beratungsangebote haben zugenommen und telemedizinische Kontaktmöglichkeiten wurden eingerichtet (z.B. Online-Einzel-Beratung und Online-Gruppenangebote).
Aufgrund des erhöhten Bedarfs an Beratung und psychosoziale Krisenintervention bei zuvor nicht psychisch kranken Personen [4], entstanden neue Konzepte auch für Personen außerhalb des Kernklientels. Beispiele für solche Konzepte sind die „Corona-Sprechstunde“ (SpDi Kreis Mettmann) [5], „Bring Home“ (SpDi Köln) und „Walk and Talk“ (SpDi Düsseldorf) [6].
Gleichzeitig haben die SpDi neue Aufgaben mit Blick auf die Auswirkungen der Pandemie übernommen. Beispiele hierfür waren die kinder- und jugendpsychiatrische Fachberatung des SpDi Kreis Mettmann bei Familien, die durch die Schulschließungen belastet waren und das „Krisentelefon“ des SpDi Düsseldorf für die Wirtschaftsförderung der Stadt Düsseldorf für Menschen, die aufgrund von großen finanziellen Schwierigkeiten in der Pandemie, in psychosozialen Krisen geraten sind.
Die Pandemie hat den Anstoß zu einer weiteren Entwicklung vorhandener Strukturen in vielen SpDi gegeben. Es gab jedoch keine einheitliche Vorgehensweise. Psychische Gesundheit sollte in der Entwicklung zukunftsfähiger Public Health Strategien berücksichtigt werden [7]. In diesem Sinne ist es Zeit die Rolle der SpDi als wichtige Komponente des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Bewältigung dieser und künftiger Epidemien neu zu denken. Ein strukturiertes und transparentes, niederschwelliges Angebot könnte Gegenstand zukünftiger Versorgungsforschung sein.
Interessenskonflikte Keine Interessenkonflikte
Publication History
Article published online:
26 April 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14,70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Winkler J.G., Jalilzadeh Masah D., Moran J.K.. et al. 2021; Psychische Belastung während der COVID-19-Pandemie. Konsequenzen für psychiatrisch Erkrankte und therapeutische Implikationen. Nervenarzt 92: 243-251
- 2 Landesarbeitsgemeinschaft Sozialpsychiatrischer Dienste NRW e.V. (2020). SpDi 3.0 – Psychosoziale Beratung im digitalen Wandel. https://www.lag-sozialpsychiatrische-dienste-nrw.de/images/pdf/LAGAuswertungUmfrage2020.pdf; Stand 28.10.2021
- 3 Landesarbeitsgemeinschaft Sozialpsychiatrischer Dienste NRW e.V. (2021). Situation der SpDi nach 1 ½ Jahren Corona-Pandemie. https://www.lag-sozialpsychiatrische-dienste-nrw.de/images/pdf/LAGAuswertungUmfrageCorona2021.pdf; Stand 28.10.2021
- 4 Brakemeier E.-L., Wirkner J., Knaevelsrud C.. et al. 2020; Die COVID-19-Pandemie als Herausforderung für die psychische Gesundheit. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 49: 1-31
- 5 Sakellaridou, E., Arnolds, A., Lange, R. (2020). Corona-Sprechstunde“ des SpDi. Blickpunkt Öffentliche Gesundheit, Ausgabe 3, 3
- 6 Landeshauptstadt Düsseldorf. (2020). Psychische Unterstützung in Corona-Zeiten. https://corona.duesseldorf.de/news/psychische-unterstutzung-in-corona-zeiten, Stand 28.10.2021
- 7 Riedel-Heller S, Richter D. 2020; COVID-19-Pandemie trifft auf Psyche der Bevölkerung: Gibt es einen Tsunami psychischer Störungen. Psychiatrische Praxis 47 (08) 452-456