Gesundheitswesen 2022; 84(04): 398
DOI: 10.1055/s-0042-1745561
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Umweltmedizin
Vorträge

Klimafolgenanpassungskonzept und Hitzeaktionsplan der Stadt Mannheim zur Minderung gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch den Klimawandel

Carsten Brüggemeier
1   Stadt Mannheim, Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt, Mannheim, Germany
,
Alexandra Idler
2   Stadt Mannheim, Fachbereich Klima, Natur, Umwelt, Mannheim, Germany
,
Claudia Mauser
3   Stadt Mannheim, Fachbereich Demokratie und Strategie, Mannheim, Germany
,
Daniele Schutz
1   Stadt Mannheim, Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt, Mannheim, Germany
,
Katharina Rensing
2   Stadt Mannheim, Fachbereich Klima, Natur, Umwelt, Mannheim, Germany
,
Peter Schäfer
1   Stadt Mannheim, Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt, Mannheim, Germany
,
David Häske
4   Universität Tübingen, Zentrum für Öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung, Tübingen, Germany
,
Stefanie Joos
4   Universität Tübingen, Zentrum für Öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung, Tübingen, Germany
,
Nadja Oster
1   Stadt Mannheim, Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt, Mannheim, Germany
› Author Affiliations
 

Hintergrund Das Bundesumweltministerium hat 2017 Länder und Kommunen dazu aufgerufen, Hitzeaktionspläne (HAP) zu erstellen. Das Klimafolgenanpassungskonzept der Stadt Mannheim sieht die Erstellung eines HAP als eine Maßnahme vor, um dem Klimawandel auf kommunaler Ebene zu begegnen.

Ziele Ziel des Projekts war die Erarbeitung eines HAP für Mannheim im Rahmen eines partizipativen Prozesses.

Methode Mit den Methoden eines Reallabors wurden im Rahmen eines von Akteur*innen aus Verwaltung, Politik und dem Gesundheits- und Pflegewesen erarbeiteten Beteiligungskonzepts die Bürgerschaft sowie Multiplikator*innen von hitzevulnerablen Gruppen befragt und zwei Workshops durchgeführt. Aus den Ergebnissen wurden Zielgruppen, Maßnahmen und Strukturen des HAP erarbeitet.

Ergebnis Als Zielgruppen wurden hilflose, hitzevulnerable Menschen definiert, wie ältere, körperlich oder psychisch behinderte, pflegebedürftige oder wohnungslose Menschen sowie unter Dreijährige.

Es wurden in Maßnahmensteckbriefen Schulungs-, Sensibilisierungs-, Informations- und Anpassungsmaßnahmen in sozialen Einrichtungen, für Zielgruppen und sonstige Bürger*innen, die Unterstützung und Berücksichtigung von Bedürfnissen von Zielgruppen sowie Informationen zum Zugang zu kühlen Orten und kostenlosem Trinkwasser festgelegt.

Strukturell sind eine Kommunikationskaskade für den Ernstfall und als Gremien ein Führungsstab in akuten Hitzewellen, ein Steuerungskreis zur Steuerung und gesellschaftlichen Verankerung und Zielgruppenbeauftragte geplant. Der HAP wurde im Oktober 2021 vom Gemeinderat beschlossen. Seine Umsetzung ist eine gesamtstädtische Aufgabe unter Koordination des Fachbereichs Klima, Natur, Umwelt und des Gesundheitsamtes. Erforderliche Notfall- und Rettungsstrukturen, wie sie bei sehr extremen Hitzewellen im Westen Nordamerikas im Sommer 2021 erforderlich waren, wurden im HAP bisher noch nicht berücksichtigt.

Schlussfolgerung Die Planung eines HAP mit partizipativen Methoden und in Rahmen eines Reallabors ist möglich, allerdings ressourcenintensiv. HAP sollten auf wesentliche Zielgruppen und Maßnahmen fokussieren, Aufgabe der gesamten Kommunalverwaltung sein, Verantwortlichkeiten klar festlegen und durch kommunalpolitische Gremien legitimiert sein. Das Ausmaß künftiger Hitzewellen könnte so extrem werden, dass die Planung der Notfall- und Rettungsmaßnahmen im Rahmen des Katastrophenschutzes bei der Erarbeitung oder Fortschreibung von HAP mitberücksichtigt werden sollte.

Interessenskonflikte Es besteht kein Interessenkonflikt.



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Article published online:
26 April 2022

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