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DOI: 10.1055/s-0042-1745557
Public Health – die HIV-/STI-Angebote im ÖGD als Seismographen nicht ausreichend genutzt
Hintergrund Public Health ist eine Hauptaufgabe des ÖGDs. Dazu gehört neben dem Monitoring von Gesundheitsproblemen und Krankheitsausbrüchen in der Gesellschaft das Erkennen von Präventionsbedarfen. Daraus abgeleitete Angebotsstrukturen müssen implementiert und regelmäßig evaluiert werden.
Die im §19 nach Infektionsschutzgesetz verankerten anonymen Angebote für HIV- und STI-Tests eignen sich hervorragend als Seismographen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.
In den anonymen HIV-/STI-Angeboten des ÖGDs docken sehr viele verschiedene Menschen mit intersektionalen Risiken an. Die sich darstellenden Risikokonstellationen werden scheinbar immer komplexer.
Da sexuelle Gesundheit ein gesamtgesellschaftliches Thema ist, zeigen sich hier oft sehr früh gesamtgesellschaftliche Veränderungen, auf die im Sinne der Public Health-Aufgaben zu reagieren ist.
Das komplexe Thema der sexuellen Gesundheit umfasst neben Infektionsgeschehen und Krankheitsausbrüchen auch Aspekte wie Migrations- und Armutsentwicklungen, Sexarbeit, Drogen-/Sucht-Erkrankungen oder sich verändernde Moralvorstellungen und nicht zuletzt auch gesellschaftliche Diskriminierung und Stigmatisierung.
Hypothesen:
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Die Kontakte mit den Menschen, die uns im Rahmen der HIV-/STI-Angebote aufsuchen, bieten eine noch nicht ausreichend genutzte Chance, wertvolle Erkenntnisse für Public Health abzuleiten. Die Grundlage dafür ist eine geeignete Erhebung und Evaluation von medizinischen und psychosozialen Items.
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Der Nutzen der in den HIV-/STI-Angeboten erhobenen Daten würde sich enorm potenzieren, wenn es gelingen würde, eine homogenere, gemeinsame Datenerhebung und Evaluation im ÖGD bundesweit zu erreichen.
Methodik/Ergebnisse Recherche und Darstellung einer Übersicht von bereits bestehenden, etablierten Erhebungsstrukturen und Tools, die in Deutschland und z.B. der Schweiz in HIV-/STI-Test-Angeboten Anwendung finden.
Das Gesundheitsamt Köln und das Gesundheitsamt Enzkreis, berichten von Erfahrungen und Ergebnissen aus der Erhebung von anonymisierten Daten in HIV-/STI-Angeboten.
Schlussfolgerungen Der ÖGD hat sich nicht nur in den HIV-/STI-Angeboten der Herausforderung zu stellen, immer komplexer werdende Präventionsbedarfe zu analysieren und in entsprechende Präventions- und Hilfsangebote umzusetzen bzw. diese sinnvoll zu vernetzen.
Eine geeignete gemeinsame Datenerhebung als Grundlage dafür ist möglich und erstrebenswert.
Interessenskonflikte Neither I or my affiliated institution(s) have or will receive any significant payments of other sorts from the pharmaceutical manufacturer of study products or any commercial organisation.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022
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