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DOI: 10.1055/s-0042-1745539
Botulismus bei zwei Personen des selben Haushalts nach Verzehr einer veganen Soße – Ein Fallbericht -
Botulismus ist eine zwar gemeinhin bekannte, aber dennoch dank Lebensmittelkontrolle und Hygienerichtlinien in der Lebensmittelindustrie sehr selten auftretende Intoxikation bakteriellen Ursprungs. In Frankfurt am Main wurde seit Einführung des IfSG im Jahre 2001 bis dato kein einziger Fall gemeldet.
Die Seltenheit dieses zuweilen schweren Krankheitsbildes und die Fokussierung auf tierische Erzeugnisse (Fleisch und Wurstkonserven) bei der Anamnese machen die Diagnose schwer, weshalb es mit Sicherheit eine hohe Dunkelziffer gibt.
Wir möchten mit dieser Fallstudie von zwei dem Gesundheitsamt Frankfurt am Main aus einer Frankfurter Klinik im Juli 2021 gemeldeten Fällen von Botulismus berichten, die die Wichtigkeit einer guten Anamnese incl. dem Verzehr von konservierten pflanzlichen Produkten aufzeigen und die Notwendigkeit einer schnellen Meldekette zwischen Klinik, Labor, Gesundheitsamt und Veterinärbehörde verdeutlichen soll.
Die betroffenen Personen aus dem selben Haushalt schilderten langsam progrediente typische neurologische Symptome, die sich bei einer Person relativ rasch zurückbildeten, jedoch bei der zweiten Person zu einer intensivmedizinischen Behandlung bei Vollbild von Botulismus führten. Bei schwieriger Differenzialdiagnose wurde seitens der Klinik auch auf Botulismus hin untersucht. Letztlich wurde anamnestisch der Verzehr einer veganen Soße auf Mandelbasis eruiert, die Reste beprobt und zusammen mit Patientenproben am Konsiliarlabor für neurotoxinproduzierende Clostridien des RKI untersucht. Hierbei wurde das Toxingen in den Resten der veganen Soße, sowie Stuhlproben beider Patientinnen gefunden. Die unterschiedliche Ausprägung der Symptome korrelierte auch mit der Menge an Aufnahme der Soße. Später konnte der Nachweis des Botulinum-Neurotoxins-A im Sandwich-ELISA aus dem genannten Lebensmittel und den Stuhlproben beider Patienten letztlich als beweisend gewonnen werden. Nach Meldung der Fälle an das Gesundheitsamt Frankfurt wurde umgehend das Veterinäramt Frankfurt informiert um den Hersteller zu kontaktieren und Vergleichsproben zu nehmen. Hierbei wurden keine Neurotoxine sichergestellt, jedoch Fäulnisbakterien, die den Verdacht auf unzureichendes Erhitzen bestätigten.
Bei geringer Herstellermenge und wenigen Verkaufsstellen konnte schnell das Produkt aus dem Handel genommen werden. Das Gesundheitsamt Frankfurt informierte alle Krankenhäuser der Umgebung. Es wurden bis dato keine weiteren Fälle in diesem Zusammenhang gemeldet.
Interessenskonflikte keine
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022
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Georg Thieme Verlag
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